Hochschule Reutlingen
Fakultät Informatik
Studiengang Medien- und Kommunikationsinformatik
Bachelor-Kolloquium
Master-Kolloquium
Bachelor-Thesis
Master-Thesis
Modulverantwortlicher: Prof. Dr. Karlheinz Hug

OBSD - Oft bemängelte Sprachdefizite

Druckvariante

Zusammengestellt von
Prof. Dr. Karlheinz Hug und Prof. Helmut Ketz,

gespeist aus vielfältigen Quellen, darunter in der Literaturliste mit Bemerkungen angegebene; geplündert wurde P. Rechenberg: Technisches Schreiben, Hanser (2006); L. Reiners, W. Schneider, B. Sick sind Fundgruben.

Inhaltsverzeichnis

 Prinzipielles: Einige Leitlinien

 Pragmatisches: Inhalte von Abschlussarbeiten

 Semantisches: Wortwahl

 Klangliches

 Syntaktisches: Grammatik

 Lexikalisches: Zeichensetzung

 Visuelles: Gestaltung - Layout

 Begleitende Texte

Prinzipielles: Einige Leitlinien

Sprache gehört allen. Jeder darf schreiben wie er will. Aber:

1. Versteht der Leser, was ich ausdrücken will?

2. Watt griecht dr Läser 4n 1druck vomeim Gschreibsel?

Ein Text wird einmal geschrieben, aber oft gelesen. Deshalb: Nimm dir die Zeit, scheu keine Mühe, um möglichst verständlich - klar, knapp und einfach - zu schreiben!
Du willst guten Stil erreichen? Gewöhn dir zuerst die gröbsten Stilsünden ab! Dann bist du schon vorangekommen.
"Das Gute, dieser Satz steht fest,
Ist stets das Böse, was man läßt."

Wilhelm Busch (1832 - 1908)

ein klarer Gedanke => ein klarer Satz
eine logische Folge von Gedanken => eine Folge von Sätzen = ein Absatz
mehrere Gedankenfolgen => ein Abschnitt
Hauptsachen gehören in Hauptsätze, Nebensachen in Nebensätze.
In der Kürze liegt die Würze. Kürzen, straffen, streichen! Ballast über Bord!
"Fasse dich kurz!"

stand früher in Telefonzellen

"Viele Worte machen, um wenig Gedanken mitzuteilen, ist das untrügliche Zeichen von Mittelmäßigkeit."

Arthur Schopenhauer (1788 - 1860)

"Warum einfach, wenn's auch umständlich geht?"

Alter Spruch

"Wer was zu sagen hat, hat keine Eile
er läßt sich Zeit und sagt's in einer Zeile."

Erich Kästner (1899 - 1974)

"Dieser Brief ist länger geworden als üblich, weil mir die Zeit fehlte, ihn kürzer zu fassen."

Blaise Pascal (1623 - 1662)

"Intensive Arbeit verkürzt immer."

Hans Magnus Enzensberger

"Stil ist richtiges Weglassen des Unwesentlichen."

Anselm Feuerbach (1829 - 1880)

Streiche alle Absätze, Sätze, Wörter und Silben aus dem Text, die nichts zu seiner Aussage beitragen!
Drisch keine Phrasen! Phrasen sind banale Inhalte in hochtönender Form.
Verben statt Substantive, Aktiv statt Passiv!
Wer erst zwei Wochen vor dem Abgabetermin zu schreiben anfängt, hat verloren. Gut Ding will Weile haben.
"Die erste Fassung ist immer schlecht. Einen guten Stil kann nur schreiben, wer seinen Text immer wieder auf Fehler durchsieht und ihn unermüdlich verbessert, umgießt, neu schreibt."

Ludwig Reiners, Der sichere Weg zum guten Deutsch

"Drei Viertel meiner ganzen literarischen Tätigkeit ist überhaupt Korrigieren und Feilen gewesen. Und vielleicht ist drei Viertel noch zu wenig gesagt."

Theodor Fontane (1819 - 1898)

Falsch

Kommentar

Richtig

Hiermit

möchte ich

Ihnen mitteilen,

Mit diesem Satz?
Sie möchten? Und warum tun Sie's nicht?
Ende des Hauptsatzes
Ich heiße Hase und weiß nichts. (6 Wörter)
dass mein Name Hase lautet. Beginn des Nebensatzes
Weiterhin würde ich Ihnen gerne die Information zukommen lassen, dass ich von allem nichts und von nichts etwas weiß. (27 Wörter) Sind Sie ein Würder? Der statt zu tun nur immer tun würde?
Die Verabschiedung der Absolventen wurde in der Aula vorgenommen; sie erfolgte durch den Präsidenten in Anwesenheit der Dekane. (18 Wörter) Die Absolventen verabschiedete der Präsident in der Aula, die Dekane nahmen teil. (12 Wörter)

Pragmatisches: Inhalte von Abschlussarbeiten

Viel mehr dazu in TPD - Hinweise zum Thesisprozess und Inhalt des Thesisdokuments; hier kurz zu groben oft vorkommenden Fehlern:

Subjektive Eindrücke statt prüfbarer Fakten

Anekdoten über den Arbeitsprozess der Art
"...und dann habe ich das gemacht, und weil ich dies nicht wusste, war jenes sehr schwer, und dann habe ich mit jenem telefoniert..."
mögen lustig sein, ergeben aber keine wissenschaftliche Arbeit. Gefordert sind statt Erzählungen über persönliche Erlebnisse vielmehr intersubjektiv prüfbare Informationen zur gestellten Aufgabe und zur erarbeiteten Lösung.

Plattheiten und unlogische Behauptungen

Gemeinplätze kolportieren wie
"In unserer globalisierten Informationsgesellschaft ist es von entscheidender Bedeutung, die immer komplexer werdenden Applikationen auf optimalste Weise effizientestmöglich..."
und Tautologien fabulieren wie
"Dieses Erfordernis ergibt sich aus der Forderung, welche fordert..."
kann jeder. Gefordert sind substanzielle Aussagen, die mit konsistent definierten Begriffen klar und verständlich formuliert zu einem logisch gut durchdachten und nachvollziehbaren Text strukturiert sind. Erheiternd ungeschickt und dadurch lehrreich sind die gesammelten Orchi-Thesen-Blüten. Falls Sie auch solche Blüten in Ihre Thesis pflanzen, ernten wir sie gern für die Sammlung. Noch mehr freuen wir uns aber über sprachkompetent formulierte Abschlussarbeiten.

Semantisches: Wortwahl

Ideologisch belastete Begriffe, unreflektiert übernommen

Fragwürdiger Begriff

Kommentar

Alternativen

bedienen,
Bediener,
Bedienung
Soll der Mensch die Maschine, das Gerät, das Programm "be-dienen" oder "be-nutzen"? Das eine entspricht einer technikzentrierten Sicht der Rolle des Menschen in der Technik, das andere einer menschzentrierten Sicht. Glücklicherweise weisen die englisch-amerikanischen Begriffe "use, user, usage" in diesem Fall in die richtige Richtung. benutzen,
Benutzer,
Benutzung
die freie Wirtschaft Wozu das Attribut? Was ist "frei" an der Wirtschaft? Sich nach dem Verzocken mit Steuergeldern subventionieren zu lassen? Steht "freie Wirtschaft" im Gegensatz zur "unfreien Wirtschaft"? Oder zur "unfreien Wissenschaft"? Firmen, Unternehmen, IT-Branche, Wirtschaft
intelligente Programme,
intelligente Handys,
intelligente Autos,
intelligente Waffen,
intelligente Ohrenstäbchen,...
Wollen wir zulassen, dass Werbetexter das Adjektiv "intelligent" hemmungslos für dumme Dinge vernutzen? Ich wäre zufrieden, wenn wenigstens Menschen intelligent wären.

Schiefe Metaphern

Gut gewählte Metaphern bereichern einen Text - aber unpassende Metaphern (wie bei "intelligenten" Dingen) stören:
"Das Studienprogramm setzt interessante Schwerpunkte."
Eine Metapher aus der Physik: Ein physikalischer Körper hat einen Schwerpunkt - er kann aber so wenig mehrere Schwerpunkte haben, wie ein Kreis mehrere Mittelpunkte haben kann. Setzen Sie physikalische und topologische Metaphern bedächtig ein:
... auf der Höhe der Zeit ...
... eine Arbeit von unterirdischem Niveau ...
... im Bereich von ...
... im Rahmen von ...
... im Spannungsfeld von ...
... im Umfeld von ...

Abgedroschene Prahlerei

… auf die Beine stellen ...
… auf den Punkt bringen ...
… auf gleicher Augenhöhe ...
… dahinter verbirgt sich ...
… gehört die Zukunft ...
… geht heute nichts mehr ohne ...
… halten Einzug ...
… im Zeitalter von xxx Version y.z ...
… in der heutigen modernen Informationsgesellschaft ...
… in der xxx-Gemeinde ...
… in modernen xxx ...
… ins Hintertreffen geraten ...
… ist angesagt ...
… ist ausgereizt ...
… ist die erste Wahl ...
… ist eindeutige Wahl ...
… ist gefragt ...
… ist in aller Munde ...
… ist nicht mehr wegzudenken ...
… ist zu vermelden ...
… jetzt heißt es ...
… kommen ins Spiel ...
… lässt keine Wünsche offen ...
… legt oben drauf ...
… moderne Zeiten erfordern ...
… modernste Technik ...
… muss sich nicht verstecken ...
… sei hier darauf hingewiesen, dass ...
… so punktet ...
… spielt seine Stärke aus ...
… tätigt ...
… Technik schwappt ...
… trumpft auf mit ...
… verbucht Pluspunkte ...
… verweist auf die Plätze ...
… zahlt sich aus ...
ist alles Blaaaah - unwissenschaftlich und unprofessionell.

Jeder Jargon zu seiner Zeit an seinem Ort.
Eine wissenschaftliche Arbeit verlangt einen sachlichen, seriösen Stil.

Falsch

Kommentar

"Es ist entscheidend [oder noch schlimmer: von entscheidender Bedeutung], dass wir im Ranking den ersten Platz erreichen." Wer "entscheidend" sagt, muss erklären "wofür". Worüber wird da entschieden? Über nichts - es ist nur Blah!
"Wir werden zunehmend besser." Und beschleunigen in rasant steigendem Tempo unsere wachsende Verbesserungsgeschwindigkeit zunehmend schneller.

Übertreibende Wörter

… absolut cool ...
… bequem ...
… einzig richtig ...
… enorm ...
… fantastisch ...
… grandios ...
… kolossal ...
… komfortabel ...
… massenweise ...
… nicht einmal ...
… phänomenal ...
… prominent ...
… rasant ...
… riesig ...
… sensationell ...
… ultimativ ...
… unglaublich falsch ...
… vielversprechend ...

… Bolide ...
... Jahrhundert-Ereignis ...
… Platzhirsch ...

sind alles Indikatoren für die Weigerung, im technischen/informatischen Arbeitsfeld erwachsen zu werden und sich darin bewusst zu bewegen.

Vermeide Übertreibungen!

Falsch gesteigerte Superlative

Manche Arbeitszeugnisse enthalten Dummheiten wie
"in keinster Weise ... der einzigste Mitarbeiter ... zu unserer vollsten Zufriedenheit".
Viele Adjektive lassen sich steigern: dumm, dümmer, am dümmsten. Aber voller als voll geht so wenig wie leerer als leer. Zahlwörter steigern ist absurd: ein, einer, am einsten; zwei, zweier, am zweisten,...

Falsch

Kommentar

"Die Hochschule Reutlingen hat den Wettbewerb zur Internationalsten Hochschule Deutschlands gewonnen!" Gemeint ist, dass die Hochschule Reutlingen mit dem Preis "Internationale Hochschule 2010" des Stifterverbands für die Deutsche Wissenschaft und des DAAD ausgezeichnet wurde.
das eindeutigste Symptom
der objektorientierteste Entwurf,
die objektorientierteste Programmiersprache
Partizipien lassen sich nicht gut steigern, auch nicht, wenn sie mit einem Adjektiv verbunden sind.

Falsch

Richtig

naheliegendst nächstliegend
weitgehender weiter gehend
weitgehendst weitest gehend
Superlative sind oft verzichtbar. Genügt statt "einem äußerst dringendsten Gespräch über ein sehr ernstes Problem in der meistbesuchtesten Veranstaltung X" nicht schon "ein dringendes Gespräch über ein ernstes Problem in der viel besuchten Veranstaltung X"? Gibt es unernste Probleme? Genügt nicht "bald ein Gespräch über ein Problem in der beliebten Veranstaltung X"?

Vermeide Superlative!

Falsch verwendete Superlative

Ein Gespenst geht um in der globalisierten Welt - das Gespenst des optimal optimierten Optimums. Sehr beliebt ist "optimieren" bei Informatikern - aber es bedeutet ihnen nur, mangelhafte Artefakte etwas zu verbessern.

Begriff

Bedeutung

Optimum, das Höhepunkt, Höchstwert, Gipfel, Spitze, Zenith
optimal bestens, best möglich, unübertrefflich, vollkommen
optimieren ein Optimum erreichen oder herstellen
Der "optimierende" Informatiker hat meist keinen Schimmer, wo ein Optimum (bezüglich welcher Kriterien auch immer) für sein Artefakt liegen könnte. Manche hindert das nicht daran, zu einer optimalen Lösung A eine noch optimalere Lösung B zu finden und nach der optimalsten Lösung C zu suchen.

Schlechter

Besser

Kommentar

"Ich optimiere das Programm [ein bisschen]." "Ich verbessere die Effizienz des Programms [ein bisschen]." Keiner kann sagen, ob das geänderte Programm optimal sein wird, also sich nie durch nichts und niemand weiter verbessern lassen wird.
"Die Einführung einer Software würde den Ablauf sicherlich optimieren." "Unter Umständen lässt sich der Ablauf durch ein geeignetes Programm verbessern." "Eine Software" gibt's nicht. "Sicherlich optimieren" ist potenzierte Protzerei.
"Durch prozessoptimierte Meetings kann die Effizienz gesteigert werden." Phrasendrescherei mindert jegliche Qualität.

Abgeschwächte Superlative

Werbetexter behandeln Superlative vorsichtig: Sie schwächen sie gern ab. So erfahren wir aus einem der ätzendsten Texte eine der neuesten Erkenntnisse über einen der bekanntesten und erfolgreichsten Schriftsteller, der mit einer der berühmtesten und beliebtesten Schauspielerinnen liiert ist, die zu den schönsten Frauen der Welt zählt.

Schlechter

Besser

einer der größten Hits aller Zeiten ein großer Hit von 1966
eine der international renommiertesten Hochschulen eine renommierte deutsche Hochschule
eine der ältesten Kirchen eine Kirche aus dem 12. Jahrhundert
eines der erstaunlichsten Naturwunder ein erstaunliches Naturwunder
eines der schwierigsten Probleme ein schwieriges Problem
Bei ungenannter Größe der Grund- und der Teilmenge sind relativierte Superlative nur Bläh-Blah. Wie groß ist die Grundmenge? Hat sie 10, 100, 10000 Elemente? Je kleiner die Grundmenge, desto trivialer die Eigenschaft: Die renommierteste Hochschule in Reutlingen, die älteste Kirche im Hohbuch. Je größer die Teilmenge, desto weniger besagt die Eigenschaft: Eine der 10000 renommiertesten Hochschulen in Deutschland könnte auf dem letzten Platz stehen.

Doppelt Gemoppeltes

Innovative Neuerung: Naßes Wasser löst süßen Zucker!

Schreckliche Katastrophe: Windiger Sturm bläst kaltes Eis in die gute Stube!

Nicht unselten oft liest man häufig Sätze wie z.B. diese exemplarischen:

"Als Beispiel zeigen wir z.B. ein exemplarisches Beispiel, das beispielhaft zeigt, wie z.B...."

"Das Programm trägt einen Beitrag bei zu..."

"...es dient als Service für..."

"Das Diagramm in Abbildung 1.2.3 zeigt in einem grafischen Schaubild eine Darstellung von...

Bitte galoppiere nicht auf weißen Schimmeln reitend durch die neu renovierte Aula, rase nicht mit motorisierten Automobilkraftfahrzeugen über das Hochschulcampusgelände, und verschone Menschen, Personen und Leute stets und immer mit Pleonasmen und Tautologien!

Falsch

Richtig

Kommentar

Grundprinzip Grundsatz, Prinzip Ent oder weder deutsches Fremdwort.
integraler Bestandteil Bestandteil,
fester Bestandteil,
integrierter Bestandteil
Vermutlich eine Fehlübersetzung des englischen "integral part". Das Adjektiv "integral" (lat.) bedeutet ein Ganzes ausmachend, für sich bestehend, vollständig. Also macht ein integraler Bestandteil selbst ein Ganzes aus. Gemeint ist aber meist, dass der Teil zu einem anderen Ganzen gehört. Um zu betonen, dass die Beziehung Teil - Ganzes stabil ist, genügt es, von einem "festen Bestandteil" zu sprechen.
letztendlich, letzten Endes, schlussendlich letztlich, schließlich
notwendige Voraussetzung Voraussetzung Es gibt notwendige und hinreichende Bedingungen, aber Voraussetzungen sind immer notwendig.
vorprogrammieren programmieren "Programm" und "programmieren" lassen sich etymologisch zurückführen auf das griechische Substantiv "progrαmma" = "öffentlicher Anschlag" und das griechische Verb "progrαphein", das sich aus "pro" = "vor" und "grαphein" = "schreiben" zusammensetzt. Ein Programm ist also eine Vorschrift, und vorprogrammieren = vorvorschreiben ist ein Pleonasmus
(Gerhard Köbler: Deutsches Etymologisches Wörterbuch, 1995, http://www.koeblergerhard.de/derwbhin.html). Offenbar plädierten schon die alten Griechen dafür, Programme zu veröffentlichen.
"... wie z.B. A, B, C u.ä. ..." entweder
"... wie A, B oder C ..." oder
"... z.B. A, B oder C ..." oder
"... A, B, C u.ä. ..."
Eins von "wie", "z.B.", "u.ä." reicht!
Die obigen exemplarischen Beispiele (!) zeigen, dass viele verdoppelnde Pleonasmen (!) entstehen, indem ein unverstandenes Fremdwort mit einem deutschen Wort zu einer Kombination verbunden (!) wird. Auch der bürokratendeutsche Drang zu Wortblähungen verursacht Pleonasmen (
 Bürokratendeutsch). Viele Übertreibungen sind zu Klischees abgedroschen, manche sind starker Schwachsinn:
Mit "wachem Interesse, großer Betroffenheit und tiefer Erschütterung" hörte der Papst von sexuellem Missbrauch von Kindern in der katholischen Kirche (FR 13.3.2010).
Attribute bei Substantiven sind nur sinnvoll, wenn sie zusätzlich informieren, also wenn sie differenzieren und auch ihr Gegenteil sinnvoll ist. Um das zu prüfen, setzen wir gegensätzliche Attribute ein und fragen: Gibt es
  • ein schläfriges, schlafendes Interesse?
  • eine kleine Betroffenheit?
  • eine flache, seichte, oberflächliche Erschütterung?
Hier eine von Rechenbergs Technisches Schreiben inspirierte Liste:
in meinem ureigensten Interesse
das echte Bedürfnis
das sensible Feingefühl
die ersonnene Fantasie
die kreative Wortschöpfung

die brennende Frage
das vordringliche Problem
die konzentrierte Aufmerksamkeit
die tiefschürfende Erörterung
die gemachte Äußerung
die geäußerte Feststellung
die ausschlaggebende Bedeutung
die unverbindliche Empfehlung
die getroffene Entscheidung
das gesteckte Ziel
die gezielte Maßnahme
die feste Überzeugung
die absolute Entschlossenheit

die tatkräftige Unterstützung
die aktive Mitarbeit
die äußerste Sorgfalt
die unternommene Handlung
der dynamische Vorgang
die vollendete Tatsache
die bewiesene Ausdauer
die deutliche Verbesserung
der nachhaltige Eindruck
die erzielten Ergebnisse
die gewonnenen Erkenntnisse
die gesammelte Erfahrung
der durchschlagende Erfolg
der entscheidende Vorteil

die schwere Verwüstung
das blutige Massaker
die tiefe Betroffenheit
die überwiegende Mehrheit
eine verschwindend kleine Minderheit

die fundamentale Grundlage
der zentrale Mittelpunkt
die mögliche Option
die geltende Bestimmung
der übliche Regelfall
der seltene Ausnahmefall
die vorläufige Hypothese
der unwiderlegliche Beweis
die sichere Gewissheit

die zwei Zwillingsbrüder
die heiße Thermalquelle
die programmierte Softwareanwendung

Nein, die "spätrömische Dekadenz" und der "korrupte Politiker" sollen nicht in die Liste!

Pleonasmen als erweiterte Substantive:

Einzelindividuum - Entstehungsursache - Rückantwort - Rückerinnerung - Vorahnung - Zukunftsprognose - Zwischenpause
Pleonasmen als erweiterte Verben:  Bürokratendeutsch

Pleonasmen als erweiterte Adjektive:

persönlich anwesend
Pleonasmen als sonstige Wortkombinationen:
aber doch - bereits schon - einzig und allein - in Hülle und Fülle - klipp und klar - nie und nimmer - qualitativ hochwertig - stets und immer - stets und ständig - voll und ganz
Pleonasmen in Redewendungen:
... er pflegte gewöhnlich ...
... Ich bitte Sie, ... zu wollen ...
... nicht gezwungen, zu müssen ...
... nicht in der Lage, zu können ...

Falsch

Richtig

"Mit der Thesis soll der Student die Fähigkeit nachweisen, ein Problem [...] bearbeiten zu können." "Mit der Thesis soll der Student die Fähigkeit nachweisen, ein Problem [...] zu bearbeiten."

"Mit der Thesis soll der Student nachweisen, dass er ein Problem [...] bearbeiten kann."

Pleonasmen in Sätzen:
Der verlorene Schlüssel wurde gefunden.
Die besuchte Vorlesung war lehrreich.
In den verbrachten Semesterferien war ich in der Firma X.
Nach der eingenommenen Mahlzeit gingen wir ins Praktikum.
Das erstellte Programm lief langsam.

Halb Gegartes

Nicht übertreiben, aber auch nicht untertreiben! Dem Protzstil entgegengesetzt ist der flaue Stil, in dem der ängstliche Schreiber jede Aussage abschwächt. Stilmittel sind zurücknehmende Wörter - Angstwörter - wie
einigermaßen - eventuell - fast - gewissermaßen - gleichsam - halbwegs - irgendein - irgendwann - irgendwas - irgendwie - irgendwo - kaum - nahezu - quasi - sozusagen - vielleicht - wohl,
vorsichtige Redewendungen wie
... mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit ...
... zu rechnen sein dürfte ...
einfache und doppelte Verneinungen:

Geschrieben

Gemeint

ein nicht übermäßig intelligentes Kind ein dummes Kind
eine nicht zu unterschätzende Gefahr eine große Gefahr
nicht besonders effizient ineffizient
nicht gerade zuvorkommend stoffelig
nicht unbeträchtlich beträchtlich
und Euphemismen:

Geschrieben

Gemeint

Entsorgungspark Atommülllager
bedauerlicher Kollateralschaden 123 getötete Zivilpersonen
Truppeneinsatz zur Abwendung humanitärer Katastrophen Krieg ("humanitär" bedeutet "menschenfreundlich". Was bitte ist eine "menschenfreundliche Katastrophe"?)
Schreib nicht zu flau - nenn die Dinge deutlich beim Namen!

Kaffee? Stark muss er sein! Und heiss! Nicht dünn und abgestanden.

Füllwörter

… eine Art von ...
… eigentlich ...
… fundamental ...
… grundlegend ...
… grundsätzlich ...
… im Allgemeinen ...
… im Endeffekt ...
… im Grunde ...
… im Prinzip ...
… im Wesentlichen ...
… in der Regel ...
… prinzipiell ...
Eigentlich kann man "eigentlich" verlustlos weglassen. Und nicht nur einerseits dies, sondern auch andererseits das: Es ist eine zunehmend fundamentale Erkenntnis von entscheidend grundlegender Bedeutung, dass es im Allgemeinen prinzipiell eine wachsende Menge von Wörtern gibt, die man eigentlich in der Regel weglassen kann, ohne dass der Satz grundsätzlich im Wesentlichen an Substanz verliert. Viele Wörter kann man weglassen, ohne dass der Satz an Substanz verliert.

Vermeide Füllwörter! Wirf Ballast ab, reise mit leichtem Gepäck!

Viele weitere Füllwörter benutzen wir zwar beim Sprechen -

"Aber was ist denn da schon wieder passiert? Der Dödel passt halt einfach nicht genug auf! Obschon ich ihn doch alldieweil grad noch gewarnt hab! Nur nützt das ja überhaupt rein gar nichts! Na sowas aber auch! Naja, ist mir eh piepschnurzegal!"
- wir sollten sie aber gar nicht erst schreiben, oder wenigstens sollten wir nach dem Schreiben prüfen, ob sie zur Aussage des Satzes beitragen oder ersatzlos verschwinden können:
aber - auch - dagegen - denn - direkt - doch - eben - eh - einfach - freilich - gar - gell - gerade - halt - indessen - ja - jedoch - mal - mit anderen Worten - natürlich - noch - nun - nur - obschon - rein - schon - selbstverständlich - so - sowieso - überhaupt - wohingegen

Füllfloskeln - blähende Redewendungen

Blähung

Kommentar

... einerseits ...
andererseits ...
... nicht nur ...
sondern auch ...
... sowohl ...
als auch ...
Genügt kein schlichtes "und"? Ist wirklich ein starker Gegensatz zu betonen?
... es erübrigt sich zu erwähnen, dass ... Dann lassen Sie's doch!
... es muss wohl nicht besonders betont werden, dass ... ... diese Floskel unnötig ist!
... wie bereits oben erwähnt ...
... wie in Abschnitt 1.2 erwähnt ...
... wie schon mehrfach erwähnt ...
Entweder lohnt sich die Wiederholung des schon Erwähnten als Glied einer Argumentationskette; dann sparen Sie die Floskel! Oder die Wiederholung lohnt sich nicht; dann sparen Sie die Wiederholung und erst recht die Floskel! Den Verweis auf Abschnitt 1.2 sollten Sie nur bringen, wenn der Leser wirklich dort nachschlagen soll.
... es lässt sich nicht von der Hand weisen,
dass A mit B Hand in Hand geht ...
Eine Metapher mit "Hand" pro Satz genügt! Dafür lege ich die Hand ins Feuer: Die Hand anlegen, dann erhält die Sache Hand und Fuß, dazu brauchen Sie nur die Hand aufzuhalten, jeder wird Ihnen die Hand reichen.

Modewörter

Modewort

Besser

Kommentar

etwas andenken
etwas hinterfragen
etwas kommunizieren mitteilen
x-mäßig Sprachmäßig betrachtet ist das Suffix "mäßig" eine modemäßige Erscheinung, die sich aidsmäßig verbreitet hat. Fazitmäßig: Als unmäßige Ausdrucksweise vermeiden!
zeitnah rechtzeitig Früher synonym für "zeitgemäß", "modern", jetzt "rechtzeitig" verdrängend. Was soll denn "zeitnah" = "nah an der Zeit" bedeuten? An welcher Zeit? Zeit ist jederzeit, gestern, heute, morgen! Also ist "zeitnah" = "immer"? Und wenn "zeitnah", dann auch "raumnah"?

Denglisch

Sprachen sind großartige kulturelle Errungenschaften. Menschen können sie entweder pflegen und weiter entwickeln, oder verlottern lassen. Wie steht's um Deutsch? In den Jargons der Werbung, der Informatik und der Jugend verbreiten sich Anglizismen und Amerikanismen immer hemmungsloser und drohen, Strukturen und Regeln der Sprache zu ruinieren. Fremdwörter sind dann gut, wenn sie sich assimilieren, wozu gehört, dass sie sich angemessen aussprechen und regelmäßig flektieren lassen und sich abgeleitete Wörter leicht bilden lassen. Denn es gibt schon genug Ausnahmeregeln, die Kindern und Fremdsprachigen das Deutschlernen erschweren. Je unregelmäßiger die Sprache, desto missverständlicher ist sie, desto weniger taugt sie zur Kommunikation.

mki-Studenten sollen bewusst mit Sprachen, Medien und Kommunikation umgehen und dazu beitragen, Deutsch als Wissenschaftssprache zu erhalten. Dafür muss man sich zuerst um griffige deutsche Fachbegriffe bemühen. Mit der Thesis zeigen Sie, wie ernst Sie diese Anforderung nehmen.

Ein Beispiel für eine gelungene Assimilation (Einbürgerung) des englischen "to test" sind die Wörter "testen, testete, getestet, der Test, -s, testbar": Sie passen von der Aussprache, der Schreibweise und der Grammatik zu den deutschen Regeln.

Bei vielen englischen Wörtern klappt das aber nicht, z.B. scheitert das Flektieren oft schon beim Partizip Perfekt. Nehmen wir als Problemfall "to deploy": Nicht übersetzt lautet es etwa "deployen, deployte, deployt", was in Aussprache und Schreibweise deutschen Regeln widerspricht. Wollte man es anpassen, so müsste man "depleuen, depleute, depleut" sprechen und schreiben. Das Substantiv "deployment" würde zu "Depleuung", das Adjektiv "deployable" zu "depleubar". Sollen wir uns das antun oder nach einem passenden deutschen Begriff suchen?

Die Flexibilität eines neuen Worts macht seinen Gewinn für die Sprache aus, durch seine Unflexibilität bleibt es ein Fremdkörper in der Sprache und stört deren Regeln. Ein unflexibles Fremdwort ist "Software" (gesprochen: Softwähr) geblieben: Im Deutschen ist es ein Kollektivum, d.h. nur mit bestimmtem Artikel im Singular korrekt. "Software" lässt sich nicht flektieren. Als Verb für "Software erstellen" wäre "softwarefizieren" scheußlich. Als Adjektiv ist "softwaremäßig" hässlich, "softwarebar" undenkbar. Dagegen liefert das assimilierte griechischstämmige "Programm" problemlos das Verb "programmieren" und das Adjektiv "programmierbar".

Beispiele für schlecht assimilierte englische Verben

Infinitiv

   Präteritum   

Partizip Perfekt

brainstormenbraingestormt oder gebrainstormt?
connectenconnectet oder geconnectet?
debuggengedebuggt?
deletendeletet oder gedeletet?
deployendeployt oder gedeployt?
downloadendowngeloadet oder gedownloadet?
harvestengeharvestet?
layoutengelayoutet oder layoutet?
multiplexengemultiplext oder multigeplext?
outsourcengeoutsourcet oder outgesourct?
recycelnrecycelte?gerecycelt oder regecycelt?
relaunchengerelauncht oder regelauncht?
savengesaved oder gesavt?
timentimte?getimed oder getimt (Duden)?
tunentunte?getuned oder getunt?
updatengeupdatet oder upgedatet?
uploadengeuploadet oder upgeloadet?
Erst überlegen, ob es ein angemessenes deutsches Wort gibt!

Wörter fast unverändert aus dem Englischen zu übernehmen ist primitiv. Kaum besser ist es, Wörter durch wörtliches Übersetzen von Teilwörtern falsch einzudeutschen. Leider geschieht das inzwischen auch mit englischen Redewendungen. "Einmal mehr macht das keinen Sinn" ist z.B. "wieder mal sinnlos". Bei solchen Anglizismen und Fehlübersetzungen bleibt nur zu sagen:

There stand one yes the hairs to mountains!

Vorschläge

Englisch

Nichtübersetzung, Fehlübersetzung

Bessere deutsche Übersetzung

activity Aktivität (Kollektivum) Aktion, Betätigung, Handlung, Maßnahme, Tätigkeit, Tat, Unternehmung, Vorhaben
advanced fortgeschritten weiterführend
to annotate annotieren anmerken, markieren
application Applikation (fünf Silben) Anwendung (drei Silben)
to backup backupen sichern
is based on,
x-based
basiert auf,
x-basiert
beruht auf, gründet auf,
?
best case best-case bester Fall
bottleneck Flaschenhals Engpass
brainstorming Ideensuche, Ideen suchen
business Geschäft
to cancel canceln abbrechen, stornieren
client/server architecture, system Kunden-Lieferanten-Architektur, -System
to coach coachen anleiten, begleiten, beraten, beratschlagen, betreuen, trainieren, unterstützen
computer Rechner
to connect connecten verbinden
deadline Termin, Endtermin
deadlock Verklemmung
to debug,
debugger
debuggen entfehlern,
Testhelfer
to decompress dekomprimieren expandieren
default Standard
to delete deleten löschen
to deploy,
deployment
deployen bereitstellen,
Bereitstellung
to design,
design
designen entwerfen,
Entwurf
to download downloaden herunterladen
to encode encodieren codieren
feature Merkmal
feedback Rückmeldung
to forward forwarden weiterleiten
framework Rahmenwerk Gerüst, Rohbau
handler
(exception h.,
interrupt h.)
Behandler
(Ausnahmeb.,
Unterbrechungsb.)
hardware Hardware (Kollektivum),
harte Ware
das Gerät, die Geräte
to harvest harvesten
(z.B. von Archiven)
ernten, durchforsten, abgrasen
homepage Startseite (eines Webauftritts)
to instantiate,
instance
instantiieren,
Instanz
Wenn überhaupt, dann wenigstens "instanzieren". In Deutschland geht das seinen bürokratischen Gang durch die Instanzen. Aber in der objektorientierten Welt bedeutet "instance" ein Objekt, ein Exemplar einer Klasse, und "to instantiate" bedeutet, ein Objekt zu vereinbaren oder zu erzeugen, oder eine Bezugsgröße an ein Objekt zu binden.
Laptop Schoßrechner Klapprechner, Mobilrechner
to launch launchen starten, anstoßen, lancieren, gründen, einführen, in Gang setzen
to layout layouten gestalten
link Verweis
to login,
to logout
einloggen,
ausloggen
anmelden,
abmelden
make love
not war
Macht Liebe,
nicht Krieg
Lieben statt bekriegen
to make sense Sinn machen Sinn haben, Sinn ergeben
to manage,
management
managen lenken, verwalten, organisieren,
Verwaltung
to meet,
meeting
treffen,
Treffen
to multiplex multiplexen ?
network Netzwerk Netz
Notebook Notizbuchrechner Klapprechner, Mobilrechner
offline,
online
vom Netz,
am Netz
once more einmal mehr wieder,
wieder einmal,
noch einmal
to outsource outsourcen auslagern
to recycle,
recycling
recyclen wiederverwerten,
Wiederverwertung
to relaunch,
relaunch of a website
relaunchen wiederstarten,
Wiederstart eines Webauftritts
to release,
release
releasen freigeben,
Freigabe (Aktion),
Version (Artefakt)
to report,
reporting
berichten,
Berichten
to save saven sichern, speichern
to set up aufsetzen einrichten, installieren
shareholder Anteilseigner, Aktionär, Miteigentümer eines Unternehmens
side-effect Seiteneffekt Nebeneffekt,
Nebenwirkung
software Software (Kollektivum),
weiche Ware
das Programm, die Programme
stakeholder Anspruchsnehmer, Anspruchsgruppen
standing ovations stehende Ovationen Nicht die Ovationen stehen, sondern die begeistert Beifall klatschenden Leute! Also: heftiger Beifall
to stream streamen strömen? fließen?
task Prozess
team meeting Teammeeting Teamtreff
to time timen etwas zeitlich festlegen
to tune tunen abgleichen, abstimmen, anpassen, einstellen, einstimmen, justieren, stimmen
tool Werkzeug
to update updaten aktualisieren, einpflegen
to upload uploaden hinaufladen
use case Anwendungsfall ?
user Nutzer Benutzer, Anwender, Teilnehmer
to vote voten wählen
web service Webdienst
workflow Arbeitsablauf
workshop Arbeitskreis
worst case worst-case schlechtester Fall
Vermeide unnötige Anglizismen, die sich problemlos durch deutsche Wörter und Redewendungen ersetzen lassen!

http://aktionlebendigesdeutsch.de

Übrigens: Die "black box" ist der ins Englische übersetzte deutsche "schwarze Kasten", den der Physiker Ernst Mach (1838 - 1916) erfunden hat. Der von Friedrich Bauer erfundene "Keller" mutierte zum amerikanischen "stack", zurückübersetzt in "Stapel".

Integrationskandidaten

Freilich integriert das Deutsche auch aus dem Englischen kommende Wörter, wenn sich keine passende Bezeichnung aus deutschen Wortteilen anbietet. Übernommene Fremdwörter sollten deutsch klingen oder sich eindeutschen lassen (z.B. Büro = frz. bureau, Streik = engl. strike) und sich deutsch flektieren lassen.

Erlaubte (pseudo-)englische Wörter

Fragwürdige, umständliche deutsche Bezeichnungen

bloggen, bloggte, gebloggt, Blog, Blogger ?
Blue Jeans blaue Genuaner
Bottom-up ?
chatten, chattete, gechattet ?
Cursor Eingabezeiger, Gleitzeiger, Mauszeiger, Positionieranzeige, Positionsanzeiger, Positionsanzeigersymbol, Positionsmarke, Positionszeiger, Schreibmarke
googeln, googelte, gegoogelt ?
Handy Mobilfunktelefonhandapparätchen
mailen, mailte, gemailt, die E-Mail elektronische/digitale Post senden; "das Email" ist "das Schmelzglas". Emaillieren Sie Ihre Briefe? Auch wenn der Dekan einer weltberühmten School Schmelzglas versendet und empfängt - mir wäre das zu aufwändig! Ich bevorzuge E-Mails. Die Schreibweise ist wie bei "A-Klasse", "B-Dur", "c-Moll", "D-Zug", "De-Mail", "G-Punkt", "H-Milch", "i-Tüpfelchen", "O-Ton", "S-Bahn", "T-Shirt", "U-Haft", "V-Modell", "W-Besoldung", "X-Beine", "y-Achse", "Z-Spezifikation".
pixeln ?
Prototyping ?
Rock'n'Roll Schaukeln-und-Wiegen-Musik
scannen, scannte, gescannt, Scanner einlesen, Einleser
simsen, simste, gesimst ?
stylen ?
surfen, surfte, gesurft ?
Team Arbeitsgruppe
Top-down ?
Vermeide Verhunzdeutschungen!

Falsche Freunde

Falsche Freunde sind zweisprachige Paare von Wörtern, die ähnlich klingen, aber Unterschiedliches bedeuten. Deshalb stiftet die Nichtübersetzung falscher Freunde leicht Verwirrung.

Englisch

Nichtübersetzung, Fehlübersetzung

Korrekte deutsche Übersetzung

to address adressieren =
Adresse auf Brief schreiben
ansprechen,
sich mit etwas befassen
to adopt adoptieren =
an Kindes statt annehmen
übernehmen
actual,
actually
aktuell = engl. current tatsächlich
billion Billion Milliarde
brave brav = engl. well-behaved tapfer
character Charakter = engl. personality Zeichen, Figur
conservative estimation konservative Schätzung vorsichtige Schätzung
to control,
control
kontrollieren = prüfen,
Kontrolle = Prüfung
steuern, regeln
Steuerung, Regelung
eventually eventuell schließlich
flyer Flieger Faltblatt
to mean meinen =
engl. to think, to believe
bedeuten
philosophy Philosophie Meinung, Ansicht, Theorie u.ä.
policy Politik Vorgehensweise
physician Arzt
physicist Physiker
to propagate propagieren =
anpreisen,
Demagogie betreiben
fortpflanzen
to provoke provozieren hervorrufen
to realize realisieren = verwirklichen erkennen
He realized the nonsense. Er realisierte den Unsinn. (Depp! Unsinn verwirklichen ist doof.) Er erkannte den Unsinn. (Schlaukopf!)
not really nicht wirklich = unwirklich eigentlich nicht
warehouse Warenhaus Lager(-haus)
website Webseite =
engl. webpage, Netzort
Webauftritt
Hüte dich vor falschen Freunden!

http://de.wikipedia.org/wiki/Falscher_Freund, http://de.wikipedia.org/wiki/Liste_falscher_Freunde

Manch falscher Freund mag akzeptabel sein: "to browse" bedeutet "stöbern", "schmökern", "blättern", es hat weder mit "duschen" noch mit "rasen" zu tun. Ein "browser" ist also ein "Stöberer". Aber warum sollen wir ihn nicht gleichklingend "Brauser" nennen? Warum nicht mit dem "Brauser" durch das Web "brausen", wenn wir uns von Seite zu Seite weiterklicken?

Missverständliche Wörter

Nicht nur falsche Freunde, sondern auch etablierte deutsche Wörter können zu Missverständnissen führen:
  • Ähnlich lautende Wörter können Verschiedenes bedeuten.
  • Ein Wort kann mehrere Bedeutungen haben.

Wort

Bedeutung

Kommentar

anscheinend dem Anschein nach wahrscheinlich, tatsächlich so
scheinbar es scheint nur so, ist aber nicht wirklich so
effektiv wirksam, den Effekt hervorrufend, "doing the right things" Das effektive Programm tut was es soll.
effizient wirtschaftlich, wenig aufwändig, leistungsfähig, "doing things right" Das effiziente Programm vergeudet wenig Zeit oder wenig Speicher. Also besser: schnelles Programm, platzsparendes Programm.
Größenordnung Zehnerpotenz oder Zweierpotenz? Besser die Basis mit angeben!
komplex vielteilig, zusammengesetzt Ein Bankprogramm, das tausende von Transaktionen pro Stunde ausführt, ist komplex, aber nicht kompliziert, da jede Transaktion einfach einen Betrag von einem Konto subtrahiert und auf ein anderes Konto addiert.
kompliziert schwer, schwierig Eine Differenzialgleichung, die sich einfach in einer Zeile hinschreiben lässt, ist nicht komplex, aber kompliziert, wenn sie nur mit einem raffinierten Algorithmus zu lösen ist.
Stand der Technik Soeben von der Forschung zur Entwicklung gebracht oder schon lange massenhaft verbreitet?
transparent durchscheinend, durchsichtig, unsichtbar "Die Berechnung der Kindersätze von Hartz IV muss transparenter werden." Die Berechnung muss unsichtbar(er (falsche Steigerung!)) werden? Sodass sie keiner nachvollziehen kann?

"Der Anwender kann ortstransparente Dienste benutzen." Scheinen die Orte durch, an denen die Dienste bereitgestellt werden? Muss der Anwender diese Orte kennen?

Was in der Umgangssprache durchscheint und sichtbar ist, ist im Informatiker-Jargon unsichtbar!

Nimm das richtige von zwei ähnlichen Wörtern! Vermeide Wörter mit mehreren gegensätzlichen Bedeutungen!

Missverständliche Sätze

Doppelte und geschachtelte Verneinungen können Missverständnisse provozieren.

Schlechter

Besser

Ich will nicht dazu beitragen, dass kein einziger Leser den Text nicht missverstehen kann. Ich will dazu beitragen, dass wenigstens ein Leser den Text verstehen kann.

Bürokratendeutsch - umständlich verkomplizierte Blähwörter

Die deutsche Schriftsprache trägt schwer an Erblasten ihrer Entstehung in verstaubten Amtsstuben: Amtsdeutsch, Papierdeutsch, Bürokratendeutsch. Die Verumständlichmachung der Sprache stellt eine Angelegenheit von hochgradiger Bedenklichkeit dar.

Vereinfache deinen Sprachstil!

Falsch

Richtig

Kommentar

ansonsten sonst Meist erscheint "ansonsten" als überflüssiges Füllwort, sonst lassen sich vier Zeichen - eine unnütze Vorsilbe und ein unnützer Schwanz - verlustlos streichen.
beinhalten enthalten, umfassen An Ihrer Arm- und Beinhaltung erkenne ich, wie gut Sie laufen. Sind Sie ein Arm- oder Beinhalter? Wozu halten Sie Ihr Bein? Hält es nicht von allein? Ist Ihr Bein verletzt?

Dass fast jeder Text "beinhaltet" beinhaltet enthält, ist kein Qualitätsmerkmal. Der Bürokrat verpasst dem Substantiv "Inhalt" eine zweite Vorsilbe, während dem korrekten Verb "enthalten" eine Vorsilbe genügt.

beinhaltet
(vier Silben,
davon zwei Vorsilben)
enthält, umfasst (zwei Silben, davon eine Vorsilbe) Wer das scheußliche Bürokratenwort "beinhalten" benutzt, den soll man davon abhalten und bis zum Einhalten am Bein halten. Abhalten, anhalten, aufhalten, behalten, dafürhalten, dagegenhalten, einhalten, enthalten, hochhalten, mithalten, niederhalten, ranhalten, unterhalten, verhalten, vorbehalten, vorenthalten, vorhalten, zuhalten - alles Verben mit "halten". Nur "beinhalten" gibt's nicht!
bzw. und, oder "Bzw." steht für "beziehungsweise" und wird oft falsch beziehungsweise selten richtig eingesetzt. Auch im vorigen Satz! Haben Sie's gemerkt? Was ist daran falsch? Meist fehlt ein Bezug und dann ist "beziehungsweise" sinnlos. Der Schreiber ist zu träge, um sich für "und" oder "oder" zu entscheiden. Beispiel für korrekt verwendetes "bzw.":

"Adam und Eva gelten als erster Mann bzw. erste Frau."

"Der Verwaltungskostenbeitrag ist bei der Immatrikulation bzw. der Rückmeldung fällig." "...der Immatrikulation und der Rückmeldung..." Worauf bezieht sich Immatrikulation, worauf Rückmeldung? Auf nichts! Also weg mit "bzw."!
"Der Senat ist das gewählte Hochschulparlament, das bei vielen Fragen beschließende Funktion hat, bzw. zustimmen muss." "...Funktion hat oder zustimmen muss." Worauf bezieht sich die beschließende Funktion, worauf das Zustimmen? Das ist nicht ersichtlich, also muss es "oder" statt "bzw." heißen.
heutzutage,
zum heutigen Tag
heute
neuartig neu
nichtsdestotrotz, nichtsdestoweniger trotzdem, dennoch
unabdingbar notwendig, erforderlich, unentbehrlich, unverzichtbar Gegenteil von "abdingbar", einem von "abdingen" abgeleiteten Adjektiv. Und was bedeutet "abdingen"? Soviel wie "wegdingen"? Also könnte man auch "unwegdingbar" sagen?

Welche Vorsilben passen zu "dingen"? "Da er unbedingt Geld benötigte, verdingte er sich bedingungslos als Programmierknecht, ohne sich den Tariflohn auszubedingen."

verfügbar bereit, vorhanden, abrufbar, benutzbar, verwendbar
zwischenzeitlich inzwischen
Vermeide sprachliche Scheußlichkeiten! Befürworte Entbevorsilblichung!

Bürokratendeutsch - künstlich aufgeblähte Wörter

Durch Anhängen von Vor- und Nachsilben neue Substantive und Verben zu bilden, ist eine Stärke der deutschen Sprache. Unbedacht angewendet kann sie ins Gegenteil umschlagen.

Meist schlechter

Meist besser

Kommentar

Abbildung, Bebilderung Bild
Aufgabenstellung Aufgabe Statt X-Stellung genügt oft X.
der Entwicklungsprozess die Entwicklung, das Entwickeln Statt X-Prozess genügt oft ein Verb für X.
Fragestellung Frage
Funktionalität Funktion "Funktionalität" kann als Kollektivum den Funktionsumfang, die Gesamtheit der Funktionen eines Artefakts bedeuten. Im Plural ist es unsinnig.
Motivation Motiv
Parallelität Parallele
Problematik, Problemstellung Problem
Technologie, technologisch Technik, technisch
Thematik, Themenstellung Thema
Zielsetzung Ziel
Widerstehe der Versuchung, Substantive unnötig aufzublähen!

Kann man zu zwei ähnlichen Wörtern keinen semantischen Unterschied angeben, so sollte man das einfachere der beiden Wörter verwenden. Das gilt auch für Verben. Prüfen: Was bringt die Vorsilbe? Kann ich sie wegstreichen?

Schlechter, Pleonasmen als erweiterte Verben

Besser

abändern, umändern, verändern ändern
abprüfen, durchchecken, nachkontrollieren, nachprüfen, überprüfen prüfen, kontrollieren
abfotografieren fotografieren
abspeichern speichern
aufzeigen zeigen
auseinanderdividieren teilen
befüllen füllen
einsparen sparen
herabmindern mindern
hinwegtäuschen täuschen
loslösen lösen
nutzlos vergeuden vergeuden
rückvergüten vergüten
verbuchen buchen
weiter fortfahren fortfahren
zusammenaddieren addieren

Benutzer - Nutzer - Teilnehmer?

Die obigen Beispiele zeigen den Trend zu unnützen Präfixen. Das Gegenteil - das Weglassen einer bedeutungsvollen Vorsilbe - hat Peter Rechenberg bei "benutzen" und "Benutzer" entdeckt: "benutzen" und "nutzen", "Benutzer" und "Nutzer" erscheinen schon oft als Synonyme. Das sind sie aber nicht, denn es gibt einen semantischen Unterschied zwischen "nutzen" und "benutzen":

Nutze die Zeit, benutze deinen Verstand! Du hast keine Chance, aber nutze sie! Ich nutze Wasser zum Zähneputzen und Kaffeekochen. Ich benutze eine Zahnbürste zum Zähneputzen. Ich nutze meinen Garten als Spielplatz und zur Rosenzucht. Ich benutze einen Spaten zum Umgraben und eine Schere zum Ästeschneiden.

Zeit und Chancen kann man nicht benutzen, nur nutzen.

Worin liegt der Unterschied? "Nutzen" kann man Ressourcen, im Sinn von "ausnutzen", "verbrauchen". "Benutzen" kann man Werkzeuge, Hilfsmittel, im Sinn von "handhaben", "verwenden", "gebrauchen". Ressourcen werden genutzt, verbraucht, bis sie erschöpft (weg) sind. Werkzeuge werden immer wieder benutzt, bis sie abgenutzt, vernutzt (kaputt) sind.

Programme sind Werkzeuge, also muss es in diesem Kontext "benutzen", nicht "nutzen" heißen. Was ist mit dem Internet? Ist es ein Werkzeug oder eine Ressource? Darüber kann man diskutieren. Überwiegt der Ressourcenaspekt, dann nutzen wir das Internet.

Warum schwindet der semantische Unterschied zwischen "nutzen" und "benutzen" allmählich? Vermutlich wegen falsch übersetzten "to use", "user". Das Englische hat nur das eine Wort "to use", "user" für beide Begriffe. Wer beim Übersetzen nicht scharf über den Kontext des Worts nachdenkt, übersetzt leicht "use" falsch als "nutzen", wo "benutzen" stehen müsste. Weshalb sollten wir die größere Ausdruckskraft der deutschen Sprache bei den unterschiedlichen Begriffen "benutzen" und "nutzen" schlampigen Übersetzungen und unbedachtem Wortgebrauch opfern?

Wer in einem wissenschaftlichen Text abwechselnd "nutzen" und "benutzen", "Nutzer" und "Benutzer" schreibt, lässt eine inhaltliche Differenz vermuten, die er erklären müsste.

Was ist mit Facebook? Durch die Gazetten geistern Millionen von Facebook-Nutzern und anderer "sozialer Netzwerke". Facebook-Nutzer? Schon mal von Stammtisch-Nutzern, Vereinsnutzern, Bügerinitiativennutzern, Parteiennutzern gehört? An sozialen Gemeinschaften und Netzen nehmen Menschen teil, als registrierte Mitglieder oder freie Teilnehmer. Ob es sich um konventionelle oder virtuell-digital-mediale Gemeinschaften handelt, sollte belanglos sein. Das "Nutzen" und "Benutzen" von Gemeinschaften klingt nach "Ausnutzen": "Er nutzte Sportverein, Bürgerini, Gewerkschaft und Partei, um nach oben zu kommen." Sofern Facebook ein Programm ist, benutzen wir es; sofern Facebook eine Gemeinschaft bildet, nehmen wir daran teil. Wir sind Benutzer oder Teilnehmer, auch wenn Facebook fälschlicherweise von seinen "Nutzern" schreibt.

Bürokratendeutsch - Passivierungen und Substantivierungen

Schlechter

Besser

Kommentar

"Die Zulassung zu einem Studiengang an der Hochschule Reutlingen muss versagt werden, wenn..." "Die Hochschule Reutlingen muss die Zulassung zu einem Studiengang versagen, wenn..."
Vermeide Passiv, da es umständlich ist und das Subjekt verschleiert! Transformiere Passiv in Aktiv, das kürzer ist und das Subjekt nennt!
"Die Hochschule Reutlingen muss die Zulassung zu einem Studiengang versagen, wenn..." "Die Hochschule Reutlingen darf einen Studienbewerber nicht zu einem Studiengang zulassen, wenn..."
Vermeide substantivierte Verben! Benutze Verben direkt mit Subjekten und Objekten!
"Es finden derzeit Gespräche von meiner Seite mit dem Präsidium statt." "Ich spreche zurzeit mit dem Präsidium."
Versteck dich nicht hinter deinen Seiten!

Bürokratendeutsch - Substantivitis mit Blähverben

Verben wie
bedeuten - bilden - darstellen - erfolgen
treten oft mit unnötig substantivierten Verben auf.

Schlechter

Besser

Das Problem bedeutet eine Herausforderung für unsere geistigen Kräfte. Das Problem fordert uns.
Das Programm bildet eine Lösung des Problems. Das Programm löst das Problem.
Der Klimawandel stellt eine Bedrohung für uns dar. Der Klimawandel bedroht uns.
Eine Verbesserung dieses Satzes erfolgt durch die Streichung des Bürokratenworts "erfolgen". Indem wir "erfolgt durch" streichen und Substantive durch Verben ersetzen, verbessern wir den Satz.
Die Bewertung der Thesis erfolgt über die beiden Prüfer. Die beiden Prüfer bewerten die Thesis.
den Standpunkt vertreten meinen
die Anordnung treffen anordnen
die Entscheidung fällen entscheiden
in Angriff nehmen anpacken, angreifen
in Augenschein nehmen anschauen, besichtigen, betrachten
in Beantwortung der Frage antwortend, als Antwort
in Erwägung ziehen erwägen
unter Beweis stellen beweisen
zur Anwendung bringen anwenden
zur Durchführung bringen durchführen lassen

Bürokratendeutsch - nach Amtsstuben muffelnde Wörter

abschlägig - anlässlich - betreffs - bezüglich - diesbezüglich - dieserhalb - etwaig - gelegentlich - gemäß - gleichwohl - hinsichtlich - im Hinblick auf - in Anbetracht - in Bezug auf - in Erwägung - indes - mithin - mittels - nunmehr - obschon - seitens - vermittels - vermöge - wiewohl - zwecks
Sätze mit solchen verstaubten Bürokratenwörtern lassen sich leicht kürzer formulieren. Bitte meiden Sie auch mufflige Demonstrativpronomen wie
dasjenige, welches - dasselbe, dasselbige - derjenige, welcher - derselbe, derselbige - diejenige, welche - dieselbe, dieselbige - dieser - ersterer - jener - letzterer - welcher
Derjenige, welcher Relativsätze, welche er in Hauptsätze einschiebt, mit "welcher, welche, welches" statt "der, die, das" einleitet, gehört zu denjenigen, welche Bürokratendeutsch einem guten Schreibstil vorziehen.

Bilde Relativsätze mit "der, die, das", nicht mit "welcher, welche, welches"!

Klangliches

Schnickschnack bei gescheckten Nacktschnecken!

Vermeide Doppelklänge!

Schlechter

Kommentar

Besser

Falls das der Fall ist,... ...klingt der Doppelklang klanglich schräg. Falls dies zutrifft,...
In diesem Fall...
Dann... klingt es besser.
Der Aufstieg auf...
Die Überschrift über...
Die Unterschrift unter...
Das Zwischenstück zwischen...

Syntaktisches: Grammatik

Dativ statt Genitiv

Solange im Ländle alle alles können außer Hochdeutsch, muss der Dativ wohl dem Genitiv sein Tod bleiben.

"Typ" falsch dekliniert

Die Deklination von "Typ" ist gemischt: der Typ, des Typs, dem Typ, den Typ. Also heißt es auch: der Prototyp, des Prototyps, dem Prototyp, den Prototyp.

Singular oder Plural falsch eingesetzt

Eine Software? Der Schwabe baut ein Haus und dann noch eins, also baut er Häuser. Der Informatiker baut eine Software und danach noch eine, also baut er Softwaren oder Softwares oder...?

Das Fleisch, der Schlaf, der Sex, die Software. Würden Sie etwa äußern: "Gestern waren meine drei Fleische müde, deshalb hatte ich nur zwei Sexe, aber zehn unruhige Schlafe." Ja? Dann streuen Sie mal 13 Aschen auf Ihr Haupt! Nein? Das Fleisch ist frisch, der Geist hell, der Sex gut und der Schlaf ruhig? Na also! Dann sollte auch die Aktivität erfolgreich, die Software korrekt sein!

Manche Substantive - Kollektiva - gibt es nur mit bestimmtem Artikel im Singular. Vermeide bei diesen unbestimmte Artikel und Plural!

Falsch

Richtig

Kommentar

eine Aktivität,
Aktivitäten
Die Aktivität umfasste viele Aktionen.

Aktion, Betätigung, Handlung, Maßnahme, Tätigkeit, Tat, Unternehmung, Vorhaben

Erschreckend oft modisch vernutzter Anglizismus von falsch übersetzten "activities". Im Deutschen ist die "Aktivität" die Summe aller Tätigkeiten. "Aktivitäten" gibt es so wenig wie "Radioaktivitäten", "Passivitäten", "Popularitäten" und "Portabilitäten".
eine Hardware,
Hardware[n|s]
die Hardware
eine Middleware,
Middleware[n|s]
die Middleware
eine Software,
Software[n|s]
die Software
eine Zuverlässigkeit,
Zuverlässigkeiten
die Zuverlässigkeit Qualitätsmerkmale sind stets Kollektiva.

Attribute bei zusammengesetzten Substantiven

Die "Entwicklung objektorientierter Software" hat sich als "objektorientierte Softwareentwicklung" verbreitet. Aber Attribute zusammengesetzter Substantive beziehen sich auf das zweite Substantiv, nicht das erste, wie diese Beispiele zeigen:
der benutzerfreundliche Anwendungsprogrammierer
der fehlertolerante Softwareentwickler
die gebratene Hähnchenimbissbude
der gedroschene Getreidehändler
der gepanschte Weinexporteur
der gestohlene Bankdatenanbieter
der getrocknete Fischimporteur
der luxuriöse Autoverkäufer
der rote Autofahrer

Unglücklich vermählte Satzteile

"Am letzten Samstag war Jahreshauptversammlung und nur sehr wenige anwesend."

"Auch hierbei gibt es keine einheitliche Definition und wird in Zusammenhang mit verschiedenen Technologien ... in Kapitel 8.9 näher diskutiert."

"Für diese Fälle müsste eine passende Lösung gefunden werden und die Daten über eine Oberfläche nachträglich eintragbar oder änderbar gestalten."

"So bedarf es für das Parsen von XML-Formaten weniger Zeilen und war in einer halben Stunde beim ersten Versuch implementiert."

Achte beim Verbinden von Teilsätzen auf das Subjekt und die Konjugation! Vorsicht beim Verbinden von Aktiv- und Passivsätzen!

Fundstücke

Hoppla!

Was stimmt nicht?

Wie heißt es besser?

"Guten Tag Herr Hug, und zwar musste ich gerade mit Erschrecken feststellen..."
Meistens gehe ich immer in die Vorlesung, aber manchmal höre ich nie zu.

Lexikalisches: Zeichensetzung

Deppen Leer Zeichen

Die Donau Dampf Schiff Fahrts Gesellschaft ist eine englische Erfindung. Im Deutschen schreibt man Hauptwörter entweder zusammen oder verbindet sie mit Binde-Strichen. Die "Bachelor Thesis" ist selbst dann falsch geschrieben - und zwar im Deutschen wie im Englischen -, wenn das Präsidium der Hochschule diese Schreibweise anordnet.

http://de.wikipedia.org/wiki/Deppenleerzeichen

http://www.agopunktion.de/neue_exponate.php

Deppenapo'strophe - Apostrophitis

Da's gibt's doch nich' - CD's kaputt, PC's kaputt, Sprach' kaputt! Was'n los', hä'?

http://www.deppenapostroph.de

http://www.typografie.info/typowiki/index.php?title=Deppenapostroph

Kennt einer Impfstoffe gegen die grassierenden Deppenseuchen?

Kommas

Zur Arbeit, nicht zur Gaudi, leben wir.
Zur Arbeit nicht, zur Gaudi leben wir.

Der brave Mann denkt an sich selbst zuletzt.
Der brave Mann denkt an sich, selbst zuletzt.

Achte auf den Sinn des Satzes, wenn du Kommas setzt!

Häufige Rechtschreibfehler

Einen Text völlig fehlerfrei zu schreiben, gelingt nur wenigen. Jeder kann aber
  • ein Rechtschreibprüfprogramm benutzen,
  • in einem Duden, Wahrig oder anderem Wörterbuch nachschlagen,
  • http://www.leo.org aufrufen.

Begriff

Bedeutung

Standard, der,
-s
einheitliche, weit verbreitete Form von etwas, Norm
standardisieren in eine einheitliche Form bringen, normieren
Standart, die,
-en
Art des Stands oder Stehens, z.B. auf zwei, drei oder tausend Füßen; selten gebrauchtes Wort, oft falsch für "Standard" geschrieben
Standarte, die,
-n
Reichsbanner, Reiterfahne, Dienstflagge

Visuelles: Gestaltung - Layout

Diese nichtsprachlichen Aspekte behandelt das MDTL - Musterdokument mit Typografieleitlinien ausführlich. Hier nur einige Hinweise:

Missgestaltet

Wohlgestaltet

Flattersatz
- ein Relikt der Schreibmaschinenära,
das auf Webseiten überlebt

Blocksatz ohne Silbentrennung
- ein Merkmal dummer Textprogramme

Blocksatz mit neuer deutscher Silbentrennung ist besser lesbar.
Festbreitschrift
- ein Relikt der Schreibmaschinenära
Proportionalschrift ist besser lesbar. Das gilt auch für Quellcode.
VERSALIENSCHREIBUNG,
G e s p e r r t s c h r e i b u n g und Unterstreichung sind Relikte der Schreibmaschinenära, die nichts Besseres zur Hervorhebung bot.
IN VERSALIEN GESCHRIEBENES BRÜLLT DEN LESER AN, g e s p e r r t G e s c h r i e b e n e s i s t s c h l e c h t l e s b a r und Unterstrichenes ist hässlich, hat aber bei Webverweisen überlebt.
Fontitis: zu viele Schrifttypen, -größen,
-stile, viele Hervorhebungsarten
wenige Schrifttypen, -größen,
-stile, wenige Hervorhebungsarten
Fußnoteritis: unnötig viele den Lesefluss unterbrechende Fußnoten, z.B. zur Erklärung einer Abkürzung oder zu einer Referenz in das Literaturverzeichnis Fußnoten sparsam einsetzen, den Lesefluss nicht störende Alternativen nutzen (z.B. Text in Klammern)!
Vermeide doppeltes Umlenken des Leseflusses, z.B. vom Text zur Fußnote und von der Fußnote zum Literaturverzeichnis oder auf eine andere Seite!
Zwei Absatzarten: erste Art durch neue Zeile mit normalem Abstand, zweite Art durch neue Zeile nach Leerzeile. Beides sind Relikte der Schreibmaschinenära! Professionelle Literatur kennt nur eine Art von Absatz. In der Belletristik wird meist die erste Zeile eines Absatzes links etwas eingerückt, wobei der Abstand zwischen Absätzen gleich dem normalen Durchschuss ist. Das spart Platz. In der technischen Literatur trennt man die Absätze gern durch etwas mehr Abstand (keine ganze Leerzeile!) und verzichtet auf die Einrückung. Das bietet dem Leser Stellen für Denkpausen.
Microsoft-Word-Standardformate sind dilettantisch gestaltet. Wer sie verwendet, zeigt schlechten Geschmack. Beispiele:
  • Das Word-Standardinhaltsverzeichnis mit den vielen Absatz- und Schrifttypen ist scheußlich.
  • Bei der Word-Standardtabelle klebt der Text ohne Abstand schlecht lesbar an den Zellenrändern.
Nur gute Formate benutzen oder selbst gut gestaltete Formate definieren!

Vermeiden Sie doppelte Leerzeichen im Fließtext! Brauchbare Textprogramme reduzieren mehrere Leerzeichen automatisch auf eines. (Word nicht; es bietet dafür einen Befehl, der in einem Menü versteckt ist.)

Zwischen Zeichen und Zahl wie in "S. 4" und "§ 5" gehört ein umbruchgeschütztes Leerzeichen.

Begleitende Texte

 Zum Prüfungs- und Rechtsaspekt der Thesis:
OGF - Oft gestellte Fragen zu mki-Abschlussarbeiten (PDF)

 Zum Inhalt der Thesis:
TPD - Hinweise zum Thesisprozess und Inhalt des Thesisdokuments (PDF)

 Zum Aussehen des Thesisdokuments:
MDTL - Musterdokument mit Typografieleitlinen (PDF)

 Zum Schreibstil des Thesisdokuments:
Orchi-Thesen-Blüten

 Zum Weiterlesen:
Literaturliste mit Bemerkungen