Hochschule Reutlingen
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OBSD - Oft bemängelte Sprachdefizite |
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Pragmatisches: Inhalte von Abschlussarbeiten
Visuelles: Gestaltung - Layout
Sprache gehört allen.
Jeder darf schreiben wie er will. Aber:
1. Versteht der Leser, was ich ausdrücken will? 2. Watt griecht dr Läser 4n 1druck vomeim Gschreibsel? |
Ein Text wird einmal geschrieben, aber oft gelesen. Deshalb: Nimm dir die Zeit, scheu keine Mühe, um möglichst verständlich - klar, knapp und einfach - zu schreiben! |
Du willst guten Stil erreichen?
Gewöhn dir zuerst die gröbsten Stilsünden ab!
Dann bist du schon vorangekommen.
"Das Gute, dieser Satz steht fest, |
ein klarer Gedanke => ein klarer Satz eine logische Folge von Gedanken => eine Folge von Sätzen = ein Absatz mehrere Gedankenfolgen => ein Abschnitt |
Hauptsachen gehören in Hauptsätze, Nebensachen in Nebensätze. |
In der Kürze liegt die Würze.
Kürzen, straffen, streichen!
Ballast über Bord!
"Fasse dich kurz!"Streich |
Drisch keine Phrasen! Phrasen sind banale Inhalte in hochtönender Form. |
Verben statt Substantive, Aktiv statt Passiv! |
Wer erst zwei Wochen vor dem Abgabetermin zu schreiben anfängt, hat verloren.
Gut Ding will Weile haben.
"Die erste Fassung ist immer schlecht. Einen guten Stil kann nur schreiben, wer seinen Text immer wieder auf Fehler durchsieht und ihn unermüdlich verbessert, umgießt, neu schreibt." |
Falsch |
Kommentar |
Richtig |
Hiermit möchte ich Ihnen mitteilen, |
Mit diesem Satz? Sie möchten? Und warum tun Sie's nicht? Ende des Hauptsatzes |
Ich heiße Hase und weiß nichts. (6 Wörter) |
dass mein Name Hase lautet. | Beginn des Nebensatzes | |
Weiterhin würde ich Ihnen gerne die Information zukommen lassen, dass ich von allem nichts und von nichts etwas weiß. (27 Wörter) | Sind Sie ein Würder? Der statt zu tun nur immer tun würde? | |
Die Verabschiedung der Absolventen wurde in der Aula vorgenommen; sie erfolgte durch den Präsidenten in Anwesenheit der Dekane. (18 Wörter) | Die Absolventen verabschiedete der Präsident in der Aula, die Dekane nahmen teil. (12 Wörter) |
"...und dann habe ich das gemacht, und weil ich dies nicht wusste, war jenes sehr schwer, und dann habe ich mit jenem telefoniert..."mögen lustig sein, ergeben aber keine wissenschaftliche Arbeit. Gefordert sind statt Erzählungen über persönliche Erlebnisse vielmehr intersubjektiv prüfbare Informationen zur gestellten Aufgabe und zur erarbeiteten Lösung.
"In unserer globalisierten Informationsgesellschaft ist es von entscheidender Bedeutung, die immer komplexer werdenden Applikationen auf optimalste Weise effizientestmöglich..."und Tautologien fabulieren wie
"Dieses Erfordernis ergibt sich aus der Forderung, welche fordert..."kann jeder. Gefordert sind substanzielle Aussagen, die mit konsistent definierten Begriffen klar und verständlich formuliert zu einem logisch gut durchdachten und nachvollziehbaren Text strukturiert sind. Erheiternd ungeschickt und dadurch lehrreich sind die gesammelten Orchi-Thesen-Blüten. Falls Sie auch solche Blüten in Ihre Thesis pflanzen, ernten wir sie gern für die Sammlung. Noch mehr freuen wir uns aber über sprachkompetent formulierte Abschlussarbeiten.
Fragwürdiger Begriff |
Kommentar |
Alternativen |
bedienen, Bediener, Bedienung |
Soll der Mensch die Maschine, das Gerät, das Programm "be-dienen" oder "be-nutzen"? Das eine entspricht einer technikzentrierten Sicht der Rolle des Menschen in der Technik, das andere einer menschzentrierten Sicht. Glücklicherweise weisen die englisch-amerikanischen Begriffe "use, user, usage" in diesem Fall in die richtige Richtung. |
benutzen, Benutzer, Benutzung |
die freie Wirtschaft | Wozu das Attribut? Was ist "frei" an der Wirtschaft? Sich nach dem Verzocken mit Steuergeldern subventionieren zu lassen? Steht "freie Wirtschaft" im Gegensatz zur "unfreien Wirtschaft"? Oder zur "unfreien Wissenschaft"? | Firmen, Unternehmen, IT-Branche, Wirtschaft |
intelligente Programme, intelligente Handys, intelligente Autos, intelligente Waffen, intelligente Ohrenstäbchen,... |
Wollen wir zulassen, dass Werbetexter das Adjektiv "intelligent" hemmungslos für dumme Dinge vernutzen? Ich wäre zufrieden, wenn wenigstens Menschen intelligent wären. |
"Das Studienprogramm setzt interessante Schwerpunkte."Eine Metapher aus der Physik: Ein physikalischer Körper hat einen Schwerpunkt - er kann aber so wenig mehrere Schwerpunkte haben, wie ein Kreis mehrere Mittelpunkte haben kann. Setzen Sie physikalische und topologische Metaphern bedächtig ein:
... auf der Höhe der Zeit ...
... eine Arbeit von unterirdischem Niveau ...
... im Bereich von ...
... im Rahmen von ...
... im Spannungsfeld von ...
... im Umfeld von ...
auf die Beine stellen ...ist alles Blaaaah - unwissenschaftlich und unprofessionell.
auf den Punkt bringen ...
auf gleicher Augenhöhe ...
dahinter verbirgt sich ...
gehört die Zukunft ...
geht heute nichts mehr ohne ...
halten Einzug ...
im Zeitalter von xxx Version y.z ...
in der heutigen modernen Informationsgesellschaft ...
in der xxx-Gemeinde ...
in modernen xxx ...
ins Hintertreffen geraten ...
ist angesagt ...
ist ausgereizt ...
ist die erste Wahl ...
ist eindeutige Wahl ...
ist gefragt ...
ist in aller Munde ...
ist nicht mehr wegzudenken ...
ist zu vermelden ...
jetzt heißt es ...
kommen ins Spiel ...
lässt keine Wünsche offen ...
legt oben drauf ...
moderne Zeiten erfordern ...
modernste Technik ...
muss sich nicht verstecken ...
sei hier darauf hingewiesen, dass ...
so punktet ...
spielt seine Stärke aus ...
tätigt ...
Technik schwappt ...
trumpft auf mit ...
verbucht Pluspunkte ...
verweist auf die Plätze ...
zahlt sich aus ...
Jeder Jargon zu seiner Zeit an seinem Ort. Eine wissenschaftliche Arbeit verlangt einen sachlichen, seriösen Stil. |
Falsch |
Kommentar |
"Es ist entscheidend [oder noch schlimmer: von entscheidender Bedeutung], dass wir im Ranking den ersten Platz erreichen." | Wer "entscheidend" sagt, muss erklären "wofür". Worüber wird da entschieden? Über nichts - es ist nur Blah! |
"Wir werden zunehmend besser." | Und beschleunigen in rasant steigendem Tempo unsere wachsende Verbesserungsgeschwindigkeit zunehmend schneller. |
absolut cool ...sind alles Indikatoren für die Weigerung, im technischen/informatischen Arbeitsfeld erwachsen zu werden und sich darin bewusst zu bewegen.
bequem ...
einzig richtig ...
enorm ...
fantastisch ...
grandios ...
kolossal ...
komfortabel ...
massenweise ...
nicht einmal ...
phänomenal ...
prominent ...
rasant ...
riesig ...
sensationell ...
ultimativ ...
unglaublich falsch ...
vielversprechend ...
Bolide ...
... Jahrhundert-Ereignis ...
Platzhirsch ...
Vermeide Übertreibungen! |
"in keinster Weise ... der einzigste Mitarbeiter ... zu unserer vollsten Zufriedenheit".Viele Adjektive lassen sich steigern: dumm, dümmer, am dümmsten. Aber voller als voll geht so wenig wie leerer als leer. Zahlwörter steigern ist absurd: ein, einer, am einsten; zwei, zweier, am zweisten,...
Falsch |
Kommentar |
"Die Hochschule Reutlingen hat den Wettbewerb zur Internationalsten Hochschule Deutschlands gewonnen!" | Gemeint ist, dass die Hochschule Reutlingen mit dem Preis "Internationale Hochschule 2010" des Stifterverbands für die Deutsche Wissenschaft und des DAAD ausgezeichnet wurde. |
das eindeutigste Symptom | |
der objektorientierteste Entwurf, die objektorientierteste Programmiersprache |
Falsch |
Richtig |
naheliegendst | nächstliegend |
weitgehender | weiter gehend |
weitgehendst | weitest gehend |
Vermeide Superlative! |
Begriff |
Bedeutung |
Optimum, das | Höhepunkt, Höchstwert, Gipfel, Spitze, Zenith |
optimal | bestens, best möglich, unübertrefflich, vollkommen |
optimieren | ein Optimum erreichen oder herstellen |
Schlechter |
Besser |
Kommentar |
"Ich optimiere das Programm [ein bisschen]." | "Ich verbessere die Effizienz des Programms [ein bisschen]." | Keiner kann sagen, ob das geänderte Programm optimal sein wird, also sich nie durch nichts und niemand weiter verbessern lassen wird. |
"Die Einführung einer Software würde den Ablauf sicherlich optimieren." | "Unter Umständen lässt sich der Ablauf durch ein geeignetes Programm verbessern." | "Eine Software" gibt's nicht. "Sicherlich optimieren" ist potenzierte Protzerei. |
"Durch prozessoptimierte Meetings kann die Effizienz gesteigert werden." | Phrasendrescherei mindert jegliche Qualität. |
Schlechter |
Besser |
einer der größten Hits aller Zeiten | ein großer Hit von 1966 |
eine der international renommiertesten Hochschulen | eine renommierte deutsche Hochschule |
eine der ältesten Kirchen | eine Kirche aus dem 12. Jahrhundert |
eines der erstaunlichsten Naturwunder | ein erstaunliches Naturwunder |
eines der schwierigsten Probleme | ein schwieriges Problem |
Schreckliche Katastrophe: Windiger Sturm bläst kaltes Eis in die gute Stube!
Nicht unselten oft liest man häufig Sätze wie z.B. diese exemplarischen:
"Als Beispiel zeigen wir z.B. ein exemplarisches Beispiel, das beispielhaft zeigt, wie z.B....""Das Programm trägt einen Beitrag bei zu..."
"...es dient als Service für..."
"Das Diagramm in Abbildung 1.2.3 zeigt in einem grafischen Schaubild eine Darstellung von...
Bitte galoppiere nicht auf weißen Schimmeln reitend durch die neu renovierte Aula, rase nicht mit motorisierten Automobilkraftfahrzeugen über das Hochschulcampusgelände, und verschone Menschen, Personen und Leute stets und immer mit Pleonasmen und Tautologien! |
Falsch |
Richtig |
Kommentar |
Grundprinzip | Grundsatz, Prinzip | Ent oder weder deutsches Fremdwort. |
integraler Bestandteil |
Bestandteil, fester Bestandteil, integrierter Bestandteil |
Vermutlich eine Fehlübersetzung des englischen "integral part". Das Adjektiv "integral" (lat.) bedeutet ein Ganzes ausmachend, für sich bestehend, vollständig. Also macht ein integraler Bestandteil selbst ein Ganzes aus. Gemeint ist aber meist, dass der Teil zu einem anderen Ganzen gehört. Um zu betonen, dass die Beziehung Teil - Ganzes stabil ist, genügt es, von einem "festen Bestandteil" zu sprechen. |
letztendlich, letzten Endes, schlussendlich | letztlich, schließlich | |
notwendige Voraussetzung | Voraussetzung | Es gibt notwendige und hinreichende Bedingungen, aber Voraussetzungen sind immer notwendig. |
vorprogrammieren | programmieren |
"Programm" und "programmieren" lassen sich etymologisch zurückführen auf
das griechische Substantiv "progrαmma" = "öffentlicher Anschlag"
und das griechische Verb "progrαphein", das sich aus
"pro" = "vor" und "grαphein" = "schreiben" zusammensetzt.
Ein Programm ist also eine Vorschrift, und vorprogrammieren =
vorvorschreiben ist ein Pleonasmus (Gerhard Köbler: Deutsches Etymologisches Wörterbuch, 1995, http://www.koeblergerhard.de/derwbhin.html). Offenbar plädierten schon die alten Griechen dafür, Programme zu veröffentlichen. |
"... wie z.B. A, B, C u.ä. ..." | entweder "... wie A, B oder C ..." oder "... z.B. A, B oder C ..." oder "... A, B, C u.ä. ..." |
Eins von "wie", "z.B.", "u.ä." reicht! |
Mit "wachem Interesse, großer Betroffenheit und tiefer Erschütterung" hörte der Papst von sexuellem Missbrauch von Kindern in der katholischen Kirche (FR 13.3.2010).Attribute bei Substantiven sind nur sinnvoll, wenn sie zusätzlich informieren, also wenn sie differenzieren und auch ihr Gegenteil sinnvoll ist. Um das zu prüfen, setzen wir gegensätzliche Attribute ein und fragen: Gibt es
in meinem ureigenNein, die "spätrömische Dekadenz" und der "korrupte Politiker" sollen nicht in die Liste!sten Interesse
das echte Bedürfnis
das sensible Feingefühl
die ersonnene Fantasie
die kreative Wortschöpfungdie brennende Frage
das vordringliche Problem
die konzentrierte Aufmerksamkeit
die tiefschürfende Erörterung
die gemachte Äußerung
die geäußerte Feststellung
die ausschlaggebende Bedeutung
die unverbindliche Empfehlung
die getroffene Entscheidung
das gesteckte Ziel
die gezielte Maßnahme
die feste Überzeugung
die absolute Entschlossenheitdie tatkräftige Unterstützung
die aktive Mitarbeit
die äußerste Sorgfalt
die unternommene Handlung
der dynamische Vorgang
die vollendete Tatsache
die bewiesene Ausdauer
die deutliche Verbesserung
der nachhaltige Eindruck
die erzielten Ergebnisse
die gewonnenen Erkenntnisse
die gesammelte Erfahrung
der durchschlagende Erfolg
der entscheidende Vorteil
die schwere Verwüstung
das blutige Massaker
die tiefe Betroffenheit
die überwiegende Mehrheit
eine verschwindend kleine Minderheitdie fundamentale Grundlage
der zentrale Mittelpunkt
die mögliche Option
die geltende Bestimmung
der übliche Regelfall
der seltene Ausnahmefall
die vorläufige Hypothese
der unwiderlegliche Beweis
die sichere Gewissheitdie zwei Zwillingsbrüder
die heiße Thermalquelle
die programmierte Softwareanwendung
Pleonasmen als erweiterte Substantive:
Einzelindividuum - Entstehungsursache - Rückantwort - Rückerinnerung - Vorahnung - Zukunftsprognose - ZwischenpausePleonasmen als erweiterte Verben:
Pleonasmen als erweiterte Adjektive:
persönlich anwesendPleonasmen als sonstige Wortkombinationen:
aber doch - bereits schon - einzig und allein - in Hülle und Fülle - klipp und klar - nie und nimmer - qualitativ hochwertig - stets und immer - stets und ständig - voll und ganzPleonasmen in Redewendungen:
... er pflegte gewöhnlich ...
... Ich bitte Sie, ... zu wollen ...
... nicht gezwungen, zu müssen ...
... nicht in der Lage, zu können ...
Falsch |
Richtig |
"Mit der Thesis soll der Student die Fähigkeit nachweisen, ein Problem [...] bearbeiten zu können." |
"Mit der Thesis soll der Student die Fähigkeit nachweisen, ein Problem [...] zu bearbeiten."
"Mit der Thesis soll der Student nachweisen, dass er ein Problem [...] bearbeiten kann." |
Der verlorene Schlüssel wurde gefunden.
Die besuchte Vorlesung war lehrreich.
In den verbrachten Semesterferien war ich in der Firma X.
Nach der eingenommenen Mahlzeit gingen wir ins Praktikum.
Das erstellte Programm lief langsam.
einigermaßen - eventuell - fast - gewissermaßen - gleichsam - halbwegs - irgendein - irgendwann - irgendwas - irgendwie - irgendwo - kaum - nahezu - quasi - sozusagen - vielleicht - wohl,vorsichtige Redewendungen wie
... mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit ...einfache und doppelte Verneinungen:
... zu rechnen sein dürfte ...
Geschrieben |
Gemeint |
ein nicht übermäßig intelligentes Kind | ein dummes Kind |
eine nicht zu unterschätzende Gefahr | eine große Gefahr |
nicht besonders effizient | ineffizient |
nicht gerade zuvorkommend | stoffelig |
nicht unbeträchtlich | beträchtlich |
Geschrieben |
Gemeint |
Entsorgungspark | Atommülllager |
bedauerlicher Kollateralschaden | 123 getötete Zivilpersonen |
Truppeneinsatz zur Abwendung humanitärer Katastrophen | Krieg ("humanitär" bedeutet "menschenfreundlich". Was bitte ist eine "menschenfreundliche Katastrophe"?) |
Schreib nicht zu flau - nenn die Dinge deutlich beim Namen! |
Kaffee? Stark muss er sein! Und heiss! Nicht dünn und abgestanden.
eine Art von ...Eigentlich kann man "eigentlich" verlustlos weglassen. Und nicht nur einerseits dies, sondern auch andererseits das: Es ist eine zunehmend fundamentale Erkenntnis von entscheidend grundlegender Bedeutung, dass es im Allgemeinen prinzipiell eine wachsende Menge von Wörtern gibt, die man eigentlich in der Regel weglassen kann, ohne dass der Satz grundsätzlich im Wesentlichen an Substanz verliert. Viele Wörter kann man weglassen, ohne dass der Satz an Substanz verliert.
eigentlich ...
fundamental ...
grundlegend ...
grundsätzlich ...
im Allgemeinen ...
im Endeffekt ...
im Grunde ...
im Prinzip ...
im Wesentlichen ...
in der Regel ...
prinzipiell ...
Vermeide Füllwörter! Wirf Ballast ab, reise mit leichtem Gepäck! |
Viele weitere Füllwörter benutzen wir zwar beim Sprechen -
"Aber was ist denn da schon wieder passiert? Der Dödel passt halt einfach nicht genug auf! Obschon ich ihn doch alldieweil grad noch gewarnt hab! Nur nützt das ja überhaupt rein gar nichts! Na sowas aber auch! Naja, ist mir eh piepschnurzegal!"- wir sollten sie aber gar nicht erst schreiben, oder wenigstens sollten wir nach dem Schreiben prüfen, ob sie zur Aussage des Satzes beitragen oder ersatzlos verschwinden können:
aber - auch - dagegen - denn - direkt - doch - eben - eh - einfach - freilich - gar - gell - gerade - halt - indessen - ja - jedoch - mal - mit anderen Worten - natürlich - noch - nun - nur - obschon - rein - schon - selbstverständlich - so - sowieso - überhaupt - wohingegen
Blähung |
Kommentar |
... einerseits ... andererseits ... ... nicht nur ... sondern auch ... ... sowohl ... als auch ... |
Genügt kein schlichtes "und"? Ist wirklich ein starker Gegensatz zu betonen? |
... es erübrigt sich zu erwähnen, dass ... | Dann lassen Sie's doch! |
... es muss wohl nicht besonders betont werden, dass ... | ... diese Floskel unnötig ist! |
... wie bereits oben erwähnt ... ... wie in Abschnitt 1.2 erwähnt ... ... wie schon mehrfach erwähnt ... |
Entweder lohnt sich die Wiederholung des schon Erwähnten als Glied einer Argumentationskette; dann sparen Sie die Floskel! Oder die Wiederholung lohnt sich nicht; dann sparen Sie die Wiederholung und erst recht die Floskel! Den Verweis auf Abschnitt 1.2 sollten Sie nur bringen, wenn der Leser wirklich dort nachschlagen soll. |
... es lässt sich nicht von der Hand weisen, dass A mit B Hand in Hand geht ... |
Eine Metapher mit "Hand" pro Satz genügt! Dafür lege ich die Hand ins Feuer: Die Hand anlegen, dann erhält die Sache Hand und Fuß, dazu brauchen Sie nur die Hand aufzuhalten, jeder wird Ihnen die Hand reichen. |
Modewort |
Besser |
Kommentar |
etwas andenken | ||
etwas hinterfragen | ||
etwas kommunizieren | mitteilen | |
x-mäßig | Sprachmäßig betrachtet ist das Suffix "mäßig" eine modemäßige Erscheinung, die sich aidsmäßig verbreitet hat. Fazitmäßig: Als unmäßige Ausdrucksweise vermeiden! | |
zeitnah | rechtzeitig | Früher synonym für "zeitgemäß", "modern", jetzt "rechtzeitig" verdrängend. Was soll denn "zeitnah" = "nah an der Zeit" bedeuten? An welcher Zeit? Zeit ist jederzeit, gestern, heute, morgen! Also ist "zeitnah" = "immer"? Und wenn "zeitnah", dann auch "raumnah"? |
mki-Studenten sollen bewusst mit Sprachen, Medien und Kommunikation umgehen und dazu beitragen, Deutsch als Wissenschaftssprache zu erhalten. Dafür muss man sich zuerst um griffige deutsche Fachbegriffe bemühen. Mit der Thesis zeigen Sie, wie ernst Sie diese Anforderung nehmen.
Ein Beispiel für eine gelungene Assimilation (Einbürgerung) des englischen "to test" sind die Wörter "testen, testete, getestet, der Test, -s, testbar": Sie passen von der Aussprache, der Schreibweise und der Grammatik zu den deutschen Regeln.
Bei vielen englischen Wörtern klappt das aber nicht, z.B. scheitert das Flektieren oft schon beim Partizip Perfekt. Nehmen wir als Problemfall "to deploy": Nicht übersetzt lautet es etwa "deployen, deployte, deployt", was in Aussprache und Schreibweise deutschen Regeln widerspricht. Wollte man es anpassen, so müsste man "depleuen, depleute, depleut" sprechen und schreiben. Das Substantiv "deployment" würde zu "Depleuung", das Adjektiv "deployable" zu "depleubar". Sollen wir uns das antun oder nach einem passenden deutschen Begriff suchen?
Die Flexibilität eines neuen Worts macht seinen Gewinn für die Sprache aus, durch seine Unflexibilität bleibt es ein Fremdkörper in der Sprache und stört deren Regeln. Ein unflexibles Fremdwort ist "Software" (gesprochen: Softwähr) geblieben: Im Deutschen ist es ein Kollektivum, d.h. nur mit bestimmtem Artikel im Singular korrekt. "Software" lässt sich nicht flektieren. Als Verb für "Software erstellen" wäre "softwarefizieren" scheußlich. Als Adjektiv ist "softwaremäßig" hässlich, "softwarebar" undenkbar. Dagegen liefert das assimilierte griechischstämmige "Programm" problemlos das Verb "programmieren" und das Adjektiv "programmierbar".
Infinitiv
Präteritum
Partizip Perfekt
brainstormen braingestormt oder gebrainstormt? connecten connectet oder geconnectet? debuggen gedebuggt? deleten deletet oder gedeletet? deployen deployt oder gedeployt? downloaden downgeloadet oder gedownloadet? harvesten geharvestet? layouten gelayoutet oder layoutet? multiplexen gemultiplext oder multigeplext? outsourcen geoutsourcet oder outgesourct? recyceln recycelte? gerecycelt oder regecycelt? relaunchen gerelauncht oder regelauncht? saven gesaved oder gesavt? timen timte? getimed oder getimt (Duden)? tunen tunte? getuned oder getunt? updaten geupdatet oder upgedatet? uploaden geuploadet oder upgeloadet?
Erst überlegen, ob es ein angemessenes deutsches Wort gibt! |
Wörter fast unverändert aus dem Englischen zu übernehmen ist primitiv. Kaum besser ist es, Wörter durch wörtliches Übersetzen von Teilwörtern falsch einzudeutschen. Leider geschieht das inzwischen auch mit englischen Redewendungen. "Einmal mehr macht das keinen Sinn" ist z.B. "wieder mal sinnlos". Bei solchen Anglizismen und Fehlübersetzungen bleibt nur zu sagen:
There stand one yes the hairs to mountains!
Englisch |
Nichtübersetzung, Fehlübersetzung |
Bessere deutsche Übersetzung |
activity | Aktivität (Kollektivum) | Aktion, Betätigung, Handlung, Maßnahme, Tätigkeit, Tat, Unternehmung, Vorhaben |
advanced | fortgeschritten | weiterführend |
to annotate | annotieren | anmerken, markieren |
application | Applikation (fünf Silben) | Anwendung (drei Silben) |
to backup | backupen | sichern |
is based on, x-based |
basiert auf, x-basiert |
beruht auf, gründet auf, ? |
best case | best-case | bester Fall |
bottleneck | Flaschenhals | Engpass |
brainstorming | Ideensuche, Ideen suchen | |
business | Geschäft | |
to cancel | canceln | abbrechen, stornieren |
client/server architecture, system | Kunden-Lieferanten-Architektur, -System | |
to coach | coachen | anleiten, begleiten, beraten, beratschlagen, betreuen, trainieren, unterstützen |
computer | Rechner | |
to connect | connecten | verbinden |
deadline | Termin, Endtermin | |
deadlock | Verklemmung | |
to debug, debugger |
debuggen | entfehlern, Testhelfer |
to decompress | dekomprimieren | expandieren |
default | Standard | |
to delete | deleten | löschen |
to deploy, deployment |
deployen | bereitstellen, Bereitstellung |
to design, design |
designen | entwerfen, Entwurf |
to download | downloaden | herunterladen |
to encode | encodieren | codieren |
feature | Merkmal | |
feedback | Rückmeldung | |
to forward | forwarden | weiterleiten |
framework | Rahmenwerk | Gerüst, Rohbau |
handler (exception h., interrupt h.) |
Behandler (Ausnahmeb., Unterbrechungsb.) |
|
hardware | Hardware (Kollektivum), harte Ware |
das Gerät, die Geräte |
to harvest | harvesten (z.B. von Archiven) |
ernten, durchforsten, abgrasen |
homepage | Startseite (eines Webauftritts) | |
to instantiate, instance |
instantiieren, Instanz |
Wenn überhaupt, dann wenigstens "instanzieren". In Deutschland geht das seinen bürokratischen Gang durch die Instanzen. Aber in der objektorientierten Welt bedeutet "instance" ein Objekt, ein Exemplar einer Klasse, und "to instantiate" bedeutet, ein Objekt zu vereinbaren oder zu erzeugen, oder eine Bezugsgröße an ein Objekt zu binden. |
Laptop | Schoßrechner | Klapprechner, Mobilrechner |
to launch | launchen | starten, anstoßen, lancieren, gründen, einführen, in Gang setzen |
to layout | layouten | gestalten |
link | Verweis | |
to login, to logout |
einloggen, ausloggen |
anmelden, abmelden |
make love not war |
Macht Liebe, nicht Krieg |
Lieben statt bekriegen |
to make sense | Sinn machen | Sinn haben, Sinn ergeben |
to manage, management |
managen | lenken, verwalten, organisieren, Verwaltung |
to meet, meeting |
treffen, Treffen |
|
to multiplex | multiplexen | ? |
network | Netzwerk | Netz |
Notebook | Notizbuchrechner | Klapprechner, Mobilrechner |
offline, online |
vom Netz, am Netz |
|
once more | einmal mehr | wieder, wieder einmal, noch einmal |
to outsource | outsourcen | auslagern |
to recycle, recycling |
recyclen | wiederverwerten, Wiederverwertung |
to relaunch, relaunch of a website |
relaunchen | wiederstarten, Wiederstart eines Webauftritts |
to release, release |
releasen | freigeben, Freigabe (Aktion), Version (Artefakt) |
to report, reporting |
berichten, Berichten |
|
to save | saven | sichern, speichern |
to set up | aufsetzen | einrichten, installieren |
shareholder | Anteilseigner, Aktionär, Miteigentümer eines Unternehmens | |
side-effect | Seiteneffekt | Nebeneffekt, Nebenwirkung |
software | Software (Kollektivum), weiche Ware |
das Programm, die Programme |
stakeholder | Anspruchsnehmer, Anspruchsgruppen | |
standing ovations | stehende Ovationen | Nicht die Ovationen stehen, sondern die begeistert Beifall klatschenden Leute! Also: heftiger Beifall |
to stream | streamen | strömen? fließen? |
task | Prozess | |
team meeting | Teammeeting | Teamtreff |
to time | timen | etwas zeitlich festlegen |
to tune | tunen | abgleichen, abstimmen, anpassen, einstellen, einstimmen, justieren, stimmen |
tool | Werkzeug | |
to update | updaten | aktualisieren, einpflegen |
to upload | uploaden | hinaufladen |
use case | Anwendungsfall | ? |
user | Nutzer | Benutzer, Anwender, Teilnehmer |
to vote | voten | wählen |
web service | Webdienst | |
workflow | Arbeitsablauf | |
workshop | Arbeitskreis | |
worst case | worst-case | schlechtester Fall |
Vermeide unnötige Anglizismen, die sich problemlos durch deutsche Wörter und Redewendungen ersetzen lassen! |
http://aktionlebendigesdeutsch.de
Übrigens: Die "black box" ist der ins Englische übersetzte deutsche "schwarze Kasten", den der Physiker Ernst Mach (1838 - 1916) erfunden hat. Der von Friedrich Bauer erfundene "Keller" mutierte zum amerikanischen "stack", zurückübersetzt in "Stapel".
Erlaubte (pseudo-)englische Wörter |
Fragwürdige, umständliche deutsche Bezeichnungen |
bloggen, bloggte, gebloggt, Blog, Blogger | ? |
Blue Jeans | blaue Genuaner |
Bottom-up | ? |
chatten, chattete, gechattet | ? |
Cursor | Eingabezeiger, Gleitzeiger, Mauszeiger, Positionieranzeige, Positionsanzeiger, Positionsanzeigersymbol, Positionsmarke, Positionszeiger, Schreibmarke |
googeln, googelte, gegoogelt | ? |
Handy | Mobilfunktelefonhandapparätchen |
mailen, mailte, gemailt, die E-Mail | elektronische/digitale Post senden; "das Email" ist "das Schmelzglas". Emaillieren Sie Ihre Briefe? Auch wenn der Dekan einer weltberühmten School Schmelzglas versendet und empfängt - mir wäre das zu aufwändig! Ich bevorzuge E-Mails. Die Schreibweise ist wie bei "A-Klasse", "B-Dur", "c-Moll", "D-Zug", "De-Mail", "G-Punkt", "H-Milch", "i-Tüpfelchen", "O-Ton", "S-Bahn", "T-Shirt", "U-Haft", "V-Modell", "W-Besoldung", "X-Beine", "y-Achse", "Z-Spezifikation". |
pixeln | ? |
Prototyping | ? |
Rock'n'Roll | Schaukeln-und-Wiegen-Musik |
scannen, scannte, gescannt, Scanner | einlesen, Einleser |
simsen, simste, gesimst | ? |
stylen | ? |
surfen, surfte, gesurft | ? |
Team | Arbeitsgruppe |
Top-down | ? |
Vermeide Verhunzdeutschungen! |
Englisch |
Nichtübersetzung, Fehlübersetzung |
Korrekte deutsche Übersetzung |
to address | adressieren = Adresse auf Brief schreiben |
ansprechen, sich mit etwas befassen |
to adopt | adoptieren = an Kindes statt annehmen |
übernehmen |
actual, actually |
aktuell = engl. current | tatsächlich |
billion | Billion | Milliarde |
brave | brav = engl. well-behaved | tapfer |
character | Charakter = engl. personality | Zeichen, Figur |
conservative estimation | konservative Schätzung | vorsichtige Schätzung |
to control, control |
kontrollieren = prüfen, Kontrolle = Prüfung |
steuern, regeln Steuerung, Regelung |
eventually | eventuell | schließlich |
flyer | Flieger | Faltblatt |
to mean | meinen = engl. to think, to believe |
bedeuten |
philosophy | Philosophie | Meinung, Ansicht, Theorie u.ä. |
policy | Politik | Vorgehensweise |
physician | Arzt | |
physicist | Physiker | |
to propagate | propagieren = anpreisen, Demagogie betreiben |
fortpflanzen |
to provoke | provozieren | hervorrufen |
to realize | realisieren = verwirklichen | erkennen |
He realized the nonsense. | Er realisierte den Unsinn. (Depp! Unsinn verwirklichen ist doof.) | Er erkannte den Unsinn. (Schlaukopf!) |
not really | nicht wirklich = unwirklich | eigentlich nicht |
warehouse | Warenhaus | Lager(-haus) |
website | Webseite = engl. webpage, Netzort |
Webauftritt |
Hüte dich vor falschen Freunden! |
http://de.wikipedia.org/wiki/Falscher_Freund, http://de.wikipedia.org/wiki/Liste_falscher_Freunde
Manch falscher Freund mag akzeptabel sein: "to browse" bedeutet "stöbern", "schmökern", "blättern", es hat weder mit "duschen" noch mit "rasen" zu tun. Ein "browser" ist also ein "Stöberer". Aber warum sollen wir ihn nicht gleichklingend "Brauser" nennen? Warum nicht mit dem "Brauser" durch das Web "brausen", wenn wir uns von Seite zu Seite weiterklicken?
Wort |
Bedeutung |
Kommentar |
anscheinend | dem Anschein nach wahrscheinlich, tatsächlich so | |
scheinbar | es scheint nur so, ist aber nicht wirklich so | |
effektiv | wirksam, den Effekt hervorrufend, "doing the right things" | Das effektive Programm tut was es soll. |
effizient | wirtschaftlich, wenig aufwändig, leistungsfähig, "doing things right" | Das effiziente Programm vergeudet wenig Zeit oder wenig Speicher. Also besser: schnelles Programm, platzsparendes Programm. |
Größenordnung | Zehnerpotenz oder Zweierpotenz? | Besser die Basis mit angeben! |
komplex | vielteilig, zusammengesetzt | Ein Bankprogramm, das tausende von Transaktionen pro Stunde ausführt, ist komplex, aber nicht kompliziert, da jede Transaktion einfach einen Betrag von einem Konto subtrahiert und auf ein anderes Konto addiert. |
kompliziert | schwer, schwierig | Eine Differenzialgleichung, die sich einfach in einer Zeile hinschreiben lässt, ist nicht komplex, aber kompliziert, wenn sie nur mit einem raffinierten Algorithmus zu lösen ist. |
Stand der Technik | Soeben von der Forschung zur Entwicklung gebracht oder schon lange massenhaft verbreitet? | |
transparent | durchscheinend, durchsichtig, unsichtbar |
"Die Berechnung der Kindersätze von Hartz IV muss transparenter werden."
Die Berechnung muss unsichtbar(er (falsche Steigerung!)) werden?
Sodass sie keiner nachvollziehen kann?
"Der Anwender kann ortstransparente Dienste benutzen." Scheinen die Orte durch, an denen die Dienste bereitgestellt werden? Muss der Anwender diese Orte kennen? Was in der Umgangssprache durchscheint und sichtbar ist, ist im Informatiker-Jargon unsichtbar! |
Nimm das richtige von zwei ähnlichen Wörtern! Vermeide Wörter mit mehreren gegensätzlichen Bedeutungen! |
Schlechter |
Besser |
Ich will nicht dazu beitragen, dass kein einziger Leser den Text nicht missverstehen kann. | Ich will dazu beitragen, dass wenigstens ein Leser den Text verstehen kann. |
Die deutsche Schriftsprache trägt schwer an Erblasten ihrer Entstehung in verstaubten Amtsstuben: Amtsdeutsch, Papierdeutsch, Bürokratendeutsch. Die Verumständlichmachung der Sprache stellt eine Angelegenheit von hochgradiger Bedenklichkeit dar.
Vereinfache deinen Sprachstil! |
Falsch |
Richtig |
Kommentar |
ansonsten | sonst | Meist erscheint "ansonsten" als überflüssiges Füllwort, sonst lassen sich vier Zeichen - eine unnütze Vorsilbe und ein unnützer Schwanz - verlustlos streichen. |
beinhalten | enthalten, umfassen |
An Ihrer Arm- und Beinhaltung erkenne ich, wie gut Sie laufen.
Sind Sie ein Arm- oder Beinhalter?
Wozu halten Sie Ihr Bein?
Hält es nicht von allein?
Ist Ihr Bein verletzt?
Dass fast jeder Text "beinhaltet" |
beinhaltet (vier Silben, davon zwei Vorsilben) |
enthält, umfasst (zwei Silben, davon eine Vorsilbe) | Wer das scheußliche Bürokratenwort "beinhalten" benutzt, den soll man davon abhalten und bis zum Einhalten am Bein halten. Abhalten, anhalten, aufhalten, behalten, dafürhalten, dagegenhalten, einhalten, enthalten, hochhalten, mithalten, niederhalten, ranhalten, unterhalten, verhalten, vorbehalten, vorenthalten, vorhalten, zuhalten - alles Verben mit "halten". Nur "beinhalten" gibt's nicht! |
bzw. | und, oder |
"Bzw." steht für "beziehungsweise" und wird oft falsch
beziehungsweise selten richtig eingesetzt.
Auch im vorigen Satz! Haben Sie's gemerkt?
Was ist daran falsch?
Meist fehlt ein Bezug und dann ist "beziehungsweise" sinnlos.
Der Schreiber ist zu träge, um sich für "und" oder "oder" zu entscheiden.
Beispiel für korrekt verwendetes "bzw.":
"Adam und Eva gelten als erster Mann bzw. erste Frau." |
"Der Verwaltungskostenbeitrag ist bei der Immatrikulation bzw. der Rückmeldung fällig." | "...der Immatrikulation und der Rückmeldung..." | Worauf bezieht sich Immatrikulation, worauf Rückmeldung? Auf nichts! Also weg mit "bzw."! |
"Der Senat ist das gewählte Hochschulparlament, das bei vielen Fragen beschließende Funktion hat, bzw. zustimmen muss." | "...Funktion hat oder zustimmen muss." | Worauf bezieht sich die beschließende Funktion, worauf das Zustimmen? Das ist nicht ersichtlich, also muss es "oder" statt "bzw." heißen. |
heutzutage, zum heutigen Tag |
heute | |
neuartig | neu | |
nichtsdestotrotz, nichtsdestoweniger | trotzdem, dennoch | |
unabdingbar | notwendig, erforderlich, unentbehrlich, unverzichtbar |
Gegenteil von "abdingbar", einem von "abdingen" abgeleiteten Adjektiv.
Und was bedeutet "abdingen"? Soviel wie "wegdingen"?
Also könnte man auch "unwegdingbar" sagen?
Welche Vorsilben passen zu "dingen"? "Da er unbedingt Geld benötigte, verdingte er sich bedingungslos als Programmierknecht, ohne sich den Tariflohn auszubedingen." |
verfügbar | bereit, vorhanden, abrufbar, benutzbar, verwendbar | |
zwischenzeitlich | inzwischen |
Vermeide sprachliche Scheußlichkeiten! Befürworte Entbevorsilblichung! |
Meist schlechter |
Meist besser |
Kommentar |
Abbildung, Bebilderung | Bild | |
Aufgabenstellung | Aufgabe | Statt X-Stellung genügt oft X. |
der Entwicklungsprozess | die Entwicklung, das Entwickeln | Statt X-Prozess genügt oft ein Verb für X. |
Fragestellung | Frage | |
Funktionalität | Funktion | "Funktionalität" kann als Kollektivum den Funktionsumfang, die Gesamtheit der Funktionen eines Artefakts bedeuten. Im Plural ist es unsinnig. |
Motivation | Motiv | |
Parallelität | Parallele | |
Problematik, Problemstellung | Problem | |
Technologie, technologisch | Technik, technisch | |
Thematik, Themenstellung | Thema | |
Zielsetzung | Ziel |
Widerstehe der Versuchung, Substantive unnötig aufzublähen! |
Kann man zu zwei ähnlichen Wörtern keinen semantischen Unterschied angeben,
so sollte man das einfachere der beiden Wörter verwenden.
Das gilt auch für Verben.
Prüfen: Was bringt die Vorsilbe? Kann ich sie wegstreichen?
Schlechter, Pleonasmen als erweiterte Verben |
Besser |
abändern, umändern, verändern | ändern |
abprüfen, durchchecken, nachkontrollieren, nachprüfen, überprüfen | prüfen, kontrollieren |
abfotografieren | fotografieren |
abspeichern | speichern |
aufzeigen | zeigen |
auseinanderdividieren | teilen |
befüllen | füllen |
einsparen | sparen |
herabmindern | mindern |
hinwegtäuschen | täuschen |
loslösen | lösen |
nutzlos vergeuden | vergeuden |
rückvergüten | vergüten |
verbuchen | buchen |
weiter fortfahren | fortfahren |
zusammenaddieren | addieren |
Nutze die Zeit, benutze deinen Verstand! Du hast keine Chance, aber nutze sie! Ich nutze Wasser zum Zähneputzen und Kaffeekochen. Ich benutze eine Zahnbürste zum Zähneputzen. Ich nutze meinen Garten als Spielplatz und zur Rosenzucht. Ich benutze einen Spaten zum Umgraben und eine Schere zum Ästeschneiden.
Zeit und Chancen kann man nicht benutzen, nur nutzen.
Worin liegt der Unterschied? "Nutzen" kann man Ressourcen, im Sinn von "ausnutzen", "verbrauchen". "Benutzen" kann man Werkzeuge, Hilfsmittel, im Sinn von "handhaben", "verwenden", "gebrauchen". Ressourcen werden genutzt, verbraucht, bis sie erschöpft (weg) sind. Werkzeuge werden immer wieder benutzt, bis sie abgenutzt, vernutzt (kaputt) sind.
Programme sind Werkzeuge, also muss es in diesem Kontext "benutzen", nicht "nutzen" heißen. Was ist mit dem Internet? Ist es ein Werkzeug oder eine Ressource? Darüber kann man diskutieren. Überwiegt der Ressourcenaspekt, dann nutzen wir das Internet.
Warum schwindet der semantische Unterschied zwischen "nutzen" und "benutzen" allmählich? Vermutlich wegen falsch übersetzten "to use", "user". Das Englische hat nur das eine Wort "to use", "user" für beide Begriffe. Wer beim Übersetzen nicht scharf über den Kontext des Worts nachdenkt, übersetzt leicht "use" falsch als "nutzen", wo "benutzen" stehen müsste. Weshalb sollten wir die größere Ausdruckskraft der deutschen Sprache bei den unterschiedlichen Begriffen "benutzen" und "nutzen" schlampigen Übersetzungen und unbedachtem Wortgebrauch opfern?
Wer in einem wissenschaftlichen Text abwechselnd "nutzen" und "benutzen", "Nutzer" und "Benutzer" schreibt, lässt eine inhaltliche Differenz vermuten, die er erklären müsste.
Was ist mit Facebook? Durch die Gazetten geistern Millionen von Facebook-Nutzern und anderer "sozialer Netzwerke". Facebook-Nutzer? Schon mal von Stammtisch-Nutzern, Vereinsnutzern, Bügerinitiativennutzern, Parteiennutzern gehört? An sozialen Gemeinschaften und Netzen nehmen Menschen teil, als registrierte Mitglieder oder freie Teilnehmer. Ob es sich um konventionelle oder virtuell-digital-mediale Gemeinschaften handelt, sollte belanglos sein. Das "Nutzen" und "Benutzen" von Gemeinschaften klingt nach "Ausnutzen": "Er nutzte Sportverein, Bürgerini, Gewerkschaft und Partei, um nach oben zu kommen." Sofern Facebook ein Programm ist, benutzen wir es; sofern Facebook eine Gemeinschaft bildet, nehmen wir daran teil. Wir sind Benutzer oder Teilnehmer, auch wenn Facebook fälschlicherweise von seinen "Nutzern" schreibt.
Schlechter |
Besser |
Kommentar |
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"Die Zulassung zu einem Studiengang an der Hochschule Reutlingen muss versagt werden, wenn..." | "Die Hochschule Reutlingen muss die Zulassung zu einem Studiengang versagen, wenn..." |
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"Die Hochschule Reutlingen muss die Zulassung zu einem Studiengang versagen, wenn..." | "Die Hochschule Reutlingen darf einen Studienbewerber nicht zu einem Studiengang zulassen, wenn..." |
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"Es finden derzeit Gespräche von meiner Seite mit dem Präsidium statt." | "Ich spreche zurzeit mit dem Präsidium." |
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bedeuten - bilden - darstellen - erfolgentreten oft mit unnötig substantivierten Verben auf.
Schlechter |
Besser |
Das Problem bedeutet eine Herausforderung für unsere geistigen Kräfte. | Das Problem fordert uns. |
Das Programm bildet eine Lösung des Problems. | Das Programm löst das Problem. |
Der Klimawandel stellt eine Bedrohung für uns dar. | Der Klimawandel bedroht uns. |
Eine Verbesserung dieses Satzes erfolgt durch die Streichung des Bürokratenworts "erfolgen". | Indem wir "erfolgt durch" streichen und Substantive durch Verben ersetzen, verbessern wir den Satz. |
Die Bewertung der Thesis erfolgt über die beiden Prüfer. | Die beiden Prüfer bewerten die Thesis. |
den Standpunkt vertreten | meinen |
die Anordnung treffen | anordnen |
die Entscheidung fällen | entscheiden |
in Angriff nehmen | anpacken, angreifen |
in Augenschein nehmen | anschauen, besichtigen, betrachten |
in Beantwortung der Frage | antwortend, als Antwort |
in Erwägung ziehen | erwägen |
unter Beweis stellen | beweisen |
zur Anwendung bringen | anwenden |
zur Durchführung bringen | durchführen lassen |
abschlägig - anlässlich - betreffs - bezüglich - diesbezüglich - dieserhalb - etwaig - gelegentlich - gemäß - gleichwohl - hinsichtlich - im Hinblick auf - in Anbetracht - in Bezug auf - in Erwägung - indes - mithin - mittels - nunmehr - obschon - seitens - vermittels - vermöge - wiewohl - zwecksSätze mit solchen verstaubten Bürokratenwörtern lassen sich leicht kürzer formulieren. Bitte meiden Sie auch mufflige Demonstrativpronomen wie
dasjenige, welches - dasselbe, dasselbige - derjenige, welcher - derselbe, derselbige - diejenige, welche - dieselbe, dieselbige - dieser - ersterer - jener - letzterer - welcherDerjenige, welcher Relativsätze, welche er in Hauptsätze einschiebt, mit "welcher, welche, welches" statt "der, die, das" einleitet, gehört zu denjenigen, welche Bürokratendeutsch einem guten Schreibstil vorziehen.
Bilde Relativsätze mit "der, die, das", nicht mit "welcher, welche, welches"! |
Vermeide Doppelklänge! |
Schlechter |
Kommentar |
Besser |
Falls das der Fall ist,... | ...klingt der Doppelklang klanglich schräg. |
Falls dies zutrifft,... In diesem Fall... Dann... klingt es besser. |
Der Aufstieg auf... | ||
Die Überschrift über... | ||
Die Unterschrift unter... | ||
Das Zwischenstück zwischen... |
Das Fleisch, der Schlaf, der Sex, die Software. Würden Sie etwa äußern: "Gestern waren meine drei Fleische müde, deshalb hatte ich nur zwei Sexe, aber zehn unruhige Schlafe." Ja? Dann streuen Sie mal 13 Aschen auf Ihr Haupt! Nein? Das Fleisch ist frisch, der Geist hell, der Sex gut und der Schlaf ruhig? Na also! Dann sollte auch die Aktivität erfolgreich, die Software korrekt sein!
Manche Substantive - Kollektiva - gibt es nur mit bestimmtem Artikel im Singular. Vermeide bei diesen unbestimmte Artikel und Plural! |
Falsch |
Richtig |
Kommentar |
eine Aktivität, Aktivitäten |
Die Aktivität umfasste viele Aktionen.
Aktion, Betätigung, Handlung, Maßnahme, Tätigkeit, Tat, Unternehmung, Vorhaben |
Erschreckend oft modisch vernutzter Anglizismus von falsch übersetzten "activities". Im Deutschen ist die "Aktivität" die Summe aller Tätigkeiten. "Aktivitäten" gibt es so wenig wie "Radioaktivitäten", "Passivitäten", "Popularitäten" und "Portabilitäten". |
eine Hardware, Hardware[n|s] |
die Hardware | |
eine Middleware, Middleware[n|s] |
die Middleware | |
eine Software, Software[n|s] |
die Software | |
eine Zuverlässigkeit, Zuverlässigkeiten |
die Zuverlässigkeit | Qualitätsmerkmale sind stets Kollektiva. |
der benutzerfreundliche Anwendungsprogrammierer
der fehlertolerante Softwareentwickler
die gebratene Hähnchenimbissbude
der gedroschene Getreidehändler
der gepanschte Weinexporteur
der gestohlene Bankdatenanbieter
der getrocknete Fischimporteur
der luxuriöse Autoverkäufer
der rote Autofahrer
"Auch hierbei gibt es keine einheitliche Definition und wird in Zusammenhang mit verschiedenen Technologien ... in Kapitel 8.9 näher diskutiert."
"Für diese Fälle müsste eine passende Lösung gefunden werden und die Daten über eine Oberfläche nachträglich eintragbar oder änderbar gestalten."
"So bedarf es für das Parsen von XML-Formaten weniger Zeilen und war in einer halben Stunde beim ersten Versuch implementiert."
Achte beim Verbinden von Teilsätzen auf das Subjekt und die Konjugation! Vorsicht beim Verbinden von Aktiv- und Passivsätzen! |
Hoppla! |
Was stimmt nicht? |
Wie heißt es besser? |
"Guten Tag Herr Hug, und zwar musste ich gerade mit Erschrecken feststellen..." | ||
Meistens gehe ich immer in die Vorlesung, aber manchmal höre ich nie zu. |
http://de.wikipedia.org/wiki/Deppenleerzeichen
http://www.agopunktion.de/neue_exponate.php
http://www.typografie.info/typowiki/index.php?title=Deppenapostroph
Kennt einer Impfstoffe gegen die grassierenden Deppenseuchen?
Der brave Mann denkt an sich selbst zuletzt.
Der brave Mann denkt an sich, selbst zuletzt.
Achte auf den Sinn des Satzes, wenn du Kommas setzt! |
Begriff |
Bedeutung |
Standard, der, -s |
einheitliche, weit verbreitete Form von etwas, Norm |
standardisieren | in eine einheitliche Form bringen, normieren |
Standart, die, -en |
Art des Stands oder Stehens, z.B. auf zwei, drei oder tausend Füßen; selten gebrauchtes Wort, oft falsch für "Standard" geschrieben |
Standarte, die, -n |
Reichsbanner, Reiterfahne, Dienstflagge |
Missgestaltet |
Wohlgestaltet |
|
Flattersatz - ein Relikt der Schreibmaschinenära, das auf Webseiten überlebt
Blocksatz ohne Silbentrennung |
Blocksatz mit neuer deutscher Silbentrennung ist besser lesbar. | |
Festbreitschrift - ein Relikt der Schreibmaschinenära |
Proportionalschrift ist besser lesbar. Das gilt auch für Quellcode. | |
VERSALIENSCHREIBUNG, G e s p e r r t s c h r e i b u n g und Unterstreichung sind Relikte der Schreibmaschinenära, die nichts Besseres zur Hervorhebung bot. |
IN VERSALIEN GESCHRIEBENES BRÜLLT DEN LESER AN, g e s p e r r t G e s c h r i e b e n e s i s t s c h l e c h t l e s b a r und Unterstrichenes ist hässlich, hat aber bei Webverweisen überlebt. | |
Fontitis: zu viele Schrifttypen, - - |
wenige Schrifttypen, - - |
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Fußnoteritis: unnötig viele den Lesefluss unterbrechende Fußnoten, z.B. zur Erklärung einer Abkürzung oder zu einer Referenz in das Literaturverzeichnis | Fußnoten sparsam einsetzen, den Lesefluss nicht störende Alternativen nutzen (z.B. Text in Klammern)! | |
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Zwei Absatzarten: erste Art durch neue Zeile mit normalem Abstand, zweite Art durch neue Zeile nach Leerzeile. Beides sind Relikte der Schreibmaschinenära! | Professionelle Literatur kennt nur eine Art von Absatz. In der Belletristik wird meist die erste Zeile eines Absatzes links etwas eingerückt, wobei der Abstand zwischen Absätzen gleich dem normalen Durchschuss ist. Das spart Platz. In der technischen Literatur trennt man die Absätze gern durch etwas mehr Abstand (keine ganze Leerzeile!) und verzichtet auf die Einrückung. Das bietet dem Leser Stellen für Denkpausen. | |
Microsoft-Word-Standardformate sind dilettantisch gestaltet.
Wer sie verwendet, zeigt schlechten Geschmack.
Beispiele:
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Nur gute Formate benutzen oder selbst gut gestaltete Formate definieren! |
Vermeiden Sie doppelte Leerzeichen im Fließtext! Brauchbare Textprogramme reduzieren mehrere Leerzeichen automatisch auf eines. (Word nicht; es bietet dafür einen Befehl, der in einem Menü versteckt ist.)
Zwischen Zeichen und Zahl wie in "S. 4" und "§ 5" gehört ein umbruchgeschütztes Leerzeichen.
Zum Inhalt der Thesis:
TPD - Hinweise zum Thesisprozess und Inhalt des Thesisdokuments (PDF)
Zum Aussehen des Thesisdokuments:
MDTL - Musterdokument mit Typografieleitlinen (PDF)
Zum Schreibstil des Thesisdokuments:
Orchi-Thesen-Blüten
Zum Weiterlesen:
Literaturliste mit Bemerkungen